Syrien:Rebellen starten Offensive gegen Belagerungsring um Aleppo

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Rauch steigt auf in der Umgebung des Internationalen Flughanfens von Aleppo. (Foto: Reuters)
  • Islamistische Rebellen versuchen, den Belagerungsring der syrischen Armee um Aleppo von außen zu durchbrechen.
  • Neben dem Westteil der Stadt, der von Regierungstruppen kontrolliert wird, wurde auch der Flughafen östlich Aleppos beschossen.
  • Der Ostteil der Stadt, in dem bis zu 300 000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten sind, wird seit Wochen von russischen und syrischen Kampfflugzeugen bombardiert.

Syrische Rebellen haben am Freitagmorgen mit einer Offensive begonnen, um den Belagerungsring der Regierungsarmee um die Großstadt Aleppo zu durchbrechen. Kämpfer verschiedener Milizen nahmen von Westen und Nordwesten her den von der Armee kontrollierten Westteil unter Feuer. Der östliche Teil der Stadt ist von den Rebellen besetzt.

Aufständische bereiten sich auf den Kampf in Aleppo vor. (Bild von der Website von Fatah al-Scham) (Foto: AP)

Mehr als 150 Granaten seien zu Beginn der Attacke abgefeuert worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien. Dabei seien bislang 15 Zivilisten getötet und mehr als 100 verletzt worden. Mehrere mit Sprengstoff ausgerüstete Autos explodierten angeblich in Stellungen der Armee. Dem staatlichen syrischen Fernsehen zufolge konnte die Armee vier solcher Gefährte zerstören.

Offenbar wurde auch der internationale Flughafen mit dem Luftwaffenstützpunkt Al-Nayrab im Südosten der Stadt mit Raketen oder Granaten beschossen. Die Anlagen werden von Regierungstruppen kontrolliert. Der Angriff auf die Basis Al-Nayrab sei nur Teil der Vorbereitung für die Offensive, sagte ein Sprecher der Rebellengruppe "Fastakim Union".

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Anders als in Syrien kann der Konflikt im Irak nur militärisch gelöst werden. Die Anti-IS-Koalition muss ihre Glaubwürdigkeit im Umgang mit den Zivilisten beweisen.

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Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurde auch der Militärflughafen Hmeimim in der Provinz Latakia beschossen, der von der russischen Luftwaffe genutzt wird. Weitere Raketen sollen in der Nähe von Qardaha, dem Heimatort der Familie Assad, eingeschlagen sein, wo mindestens ein Mensch getötet und sechs verletzt wurden.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von Aktivisten in Syrien; ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen, gelten aber als in der Regel zuverlässig.

Ein Sprecher von Ahrar al-Scham, einer der größten Milizen der Aufständischen, erklärte, an der seit Wochen angekündigten Offensive seien alle Mitglieder des islamistischen Rebellenbündnisses Dschaisch al-Fatah (Armee der Eroberung) beteiligt, das im Nordwesten Syriens bereits die Provinz Idlib kontrolliert. Zu dem Bündnis gehört auch die Fateh-al-Scham-Front. Diese war unter dem Namen Al-Nusra-Front ein Arm von al-Qaida. Auch die Freie Syrische Armee ist an der Offensive beteiligt. Ihr zufolge soll es eine Mobilmachung aller Personen geben, die Waffen tragen können.

Der Osten der Stadt ist seit Monaten vollständig eingeschlossen

Seit mehr als vier Jahren kontrollieren Aufständische den Osten der Stadt. Die Regierungstruppen haben sie seit Juli vollständig eingeschlossen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass dort bis zu 300 000 Menschen von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Bereits im August hatten Aufständische in Aleppos südlichem Stadtviertel Ramousah die Regierungstruppen angegriffen und waren offenbar bis in den Osten der Stadt vorgedrungen, wo sie sich mit den belagerten Rebellen vereinigen konnten. Es war ihnen aber nicht gelungen, längerfristig eine Verbindung zwischen den Kämpfern innerhalb und außerhalb des Belagerungsrings aufrechtzuhalten.

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Während einer Waffenruhe sollten Kranke und Verletzte aus der umkämpften syrischen Stadt gebracht werden.

Im September hatte die Regierungsarmee eine Offensive gestartet, um die Stadt vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei wird sie durch intensive Luftangriffe russischer Kampfflugzeuge unterstützt, die große Teile der Stadt in Schutt und Asche gelegt haben.

Unterdessen beraten die Außenminister von Syrien und seinen Verbündeten Russland und Iran in Moskau über die Lage in dem Bürgerkriegsland. Die Regierung in Damaskus sei bereit, den innersyrischen Dialog sofort wieder aufzunehmen, sagte der syrische Außenminister Walid al-Muallim der Agentur Interfax zufolge. Auch sei die Regierung von Präsident Baschar al-Assad zu einer weiteren Feuerpause für Aleppo bereit, wenn garantiert werde, dass die Zivilbevölkerung die Stadt verlassen könne. Al-Muallim kündigte allerdings auch an, die Regierung würde ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus nicht verringern. "Wir werden Aleppo von Terroristen befreien und die Einheit der Stadt wiederherstellen."

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, die jüngsten Ereignisse hätten gezeigt, wie wichtig ein kompromissloser Kampf gegen den Terror sei.

© SZ.de/AFP/AP/dpa/Reuters/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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