Südafrika:ANC feiert 100-jähriges Bestehen

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Die südafrikanische Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress feiert dieses Wochenende Jubiläum: 100 Jahre. Mehr als 100.000 Menschen werden zur Feier des ANC erwartet. Unter ihnen Dutzende Staatsoberhäupter, Regierungschef und Ex-Präsidenten.

Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) feiert an diesem Wochenende sein 100-jähriges Bestehen. Seit der Überwindung der Apartheid im Jahr 1994 ist die Partei von Nelson Mandela in Südafrika ununterbrochen an der Macht. Allerdings hagelt es auch Kritik, da immer noch eine Mehrheit der Bevölkerung in Armut lebt und die Parteiführung vor allem mit Skandalen auf sich aufmerksam macht. Bis vor 20 Jahren durften schwarze Menschen in Südafrika nicht wählen und auch viele Strände und Restaurants waren nur für Weiße geöffnet. Die Schwarzen wurden in die Randbezirke der Städte gedrängt und mussten ähnlich wie Sklaven in Minen und der Landwirtschaft arbeiten.

Unterstützer des ANC in Botshabelo nahe Bloemfontein: 100.000 Feiernde (Foto: AFP)

Der ANC (African National Congress), jahrzehntelang während der Apartheid verboten, beendete die rassistische Herrschaft. Seitdem hat er jede Wahl auf nationaler Ebene gewonnen. Präsident Jakob Zuma sagte einst, die Partei werde regieren "bis Jesus kommt".

Die Vorbereitungen zu den am Wochenende geplanten Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag mit Dutzenden Staatsgästen wurden von Kritik begleitet. Der Partei wird vorgeworfen, immer noch nicht die arme Mehrheit der Bevölkerung von den Fesseln der von Weißen dominierten Wirtschaft befreit zu haben. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 36 Prozent und bei jungen Menschen sogar bei 70 Prozent. Die Hälfte der Bevölkerung lebt nach Angaben von Gewerkschaften von acht Prozent des nationalen Einkommens.

Der Politikwissenschaftler Aubrey Matshiqi hingegen lobt den ANC für die Entwicklung des Landes. Dennoch trübten die Misserfolge und Schwächen der Partei die Freude über das Jubiläum. Der Ruf des ANC sei angekratzt, insbesondere wegen einer anhaltenden Flut von Korruptionsskandalen.

Darin sind auch einige Politiker verwickelt, die während des Kampfes gegen die Apartheid Opfer bringen mussten und offenbar glauben, deswegen nun Anspruch auf Luxusautos und Geld zu haben. Weite Teile der Bevölkerung sind von der Partei enttäuscht, vor allem ehemalige Freiheitsaktivisten. Einer von ihnen ist Serame Mogale, der als 14-jähriger Guerillakämpfer für den ANC wurde. "Nicht schneller als der Langsamste", sei das Motto in einem angolanischen Trainingscamp gewesen, erinnert er sich. "Heute wird der Schwächste überholt und zurückgelassen, um zu sterben", sagt er.

Von der Volksbewegung zur elitären Partei

Die Jubiläumsfeierlichkeiten von Afrikas ältester Freiheitsbewegung beginnen mit einem Golfturnier. Kritiker sehen das als Zeichen dafür, wie sehr sich die Volksbewegung zu einer elitären politischen Partei entwickelt hat. Mehr als 100.000 Menschen werden zu den Feiern erwartet. Die Partei rechnet nach eigenen Angaben mit 46 Staatsoberhäuptern und Dutzenden früheren Präsidenten. Der Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hat sein Kommen zugesagt.

Ob auch Nelson Mandela auftreten wird, ist noch nicht bekannt. Der 93-Jährige ist nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen, wird aber nach wie vor als Ikone der Partei geehrt. Heute hat der ANC Schwierigkeiten, einen ähnlich charismatischen Anführer wie Mandela zu finden. Dessen Nachfolger Thabo Mbeki wurde aus dem Amt gejagt, weil er als zu intellektuell und zu wenig volksnah erachtet wurde.

Heute führt Jacob Zuma das Land und die Partei an, ein ehemaliger Guerillakämpfer, der wie Mandela auf Robben Island in Haft saß. Viele Südafrikaner sind jedoch empört über seinen polygamen Lebensstil und seine außerehelichen Affären. Die frühere Aktivistin Amina Cachalia fragt sich, was wohl Mandela von der Entwicklung seiner Partei halte. "Ich bin in diesen Tagen sehr enttäuscht", sagt Cachalia, "aber ich hoffe".

© Michelle Faul, dapad/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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