Streit um Senkaku-Inseln:Chinesische Demonstranten fordern Krieg gegen Japan

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Eine neue antijapanische Protestwelle rollt durch China. Während vor den umstrittenen Inseln Patrouillenboote beider Länder kreuzen, fordern Tausende Chinesen Strafmaßnahmen gegen Japan. Besonders heikel ist das heutige Datum durch einen Vorfall, der 81 Jahre zurückliegt.

Die Lage spitzt sich zu: Am Jahrestag der Besetzung der Mandschurei durch Japan haben sich die antijapanischen Proteste in China im Zuge des aktuellen Inselstreits ausgeweitet.

Wut in Hongkong: Chinesische Demonstranten zünden die Flagge der japanischen Marine an - vor dem Konsulat des Nachbarlandes. (Foto: REUTERS)

Zehntausende Chinesen gingen landesweit auf die Straße und riefen japanfeindliche Parolen. China schickte nach japanischen Angaben unterdessen zahlreiche Patrouillenboote zu der umstrittenen Inselgruppe und drohte zudem mit "weiteren Maßnahmen".

In der chinesischen Hauptstadt Peking demonstrierten mehrere tausend Menschen vor der japanischen Botschaft, die von chinesischen Polizisten abgeschirmt wurde. Einige Demonstranten warfen Eier und Plastikflaschen. "Raus aus Diaoyu", war auf Schildern mit Blick auf die Inselgruppe zu lesen. Einige trugen Fotos des "Großen Steuermanns" und kommunistischen Staatsgründers Mao Zedong bei sich. Auf einigen Spruchbändern wurde sogar zum Krieg gegen Japan aufgerufen. In Japan sind die Inseln unter dem Namen Senkaku bekannt. Am Eingang der Botschaft gab es Rangeleien mit der Polizei.

Vor dem japanischen Konsulat in Shanghai versammelten sich mehr als 3000 Demonstranten. Einige sagten, die Behörden hätten ihre Anfahrt in Reisebussen organisiert. In Shenzhen kamen laut Polizei 4000 Menschen zusammen. Auch in Taiwans Hauptstadt Taipeh gab es Demonstrationen.

Boykott japanischer Produkte

Die Proteste hatten sich in den vergangenen Tagen auch gegen japanische Unternehmen gerichtet. Auch am Dienstag riefen die Demonstranten zum Boykott japanischer Produkte auf. Zahlreiche Firmen aus Japan stellten ihre Arbeit aus Sicherheitsgründen ein oder fuhren die Produktion zurück. Ein Sprecher des Autobauers Toyota sagte, "einige Werke werden arbeiten, andere nicht." Honda schloss bis Mittwoch nach eigenen Angaben alle fünf Werke in der Volksrepublik, Nissan zwei von drei Standorten. Auch Canon, Panasonic und Sony unterbrachen ihre Produktion in China.

International nahm die Besorgnis vor einem größeren Konflikt zwischen den beiden Staaten zu, die zu den drei weltgrößten Volkswirtschaften zählen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta rief in Peking beide Seiten zu Ruhe und Zurückhaltung auf.

China schickte derweil nach japanischen Angaben elf Schiffe vor das umstrittene Archipel im Ostchinesischen Meer. Zehn Patrouillenboote wurden laut Küstenwache nahe der Hauptinsel Uotsurijima gesichtet. Drei drangen vorübergehend in japanische Hoheitsgewässer ein.

Zuvor habe ein Fischerei-Kontrollboot aus China die sogenannte Anschlusszone befahren. Nach Regierungsangaben in Tokio landeten zudem japanische Aktivisten auf Uotsurijima. Sie verließen die Insel jedoch kurz darauf wieder.

Chinas Verteidigungsminister drohte mit "weiteren Maßnahmen"

Chinas Verteidigungsminister Liang Guanglie drohte Japan zugleich mit "weiteren Maßnahmen". Dennoch hoffe er auf eine "friedliche Lösung" über den Verhandlungsweg. Sein Land verfolge die Situation jedoch sehr genau.

Vier der fünf umstrittenen Inseln waren bislang in japanischem Privatbesitz, eine gehört der Stadt Tokio. Jüngster Auslöser des Streits war eine Ankündigung Tokios, drei der fünf Inseln zu kaufen. China sieht darin eine Zementierung der Besitzansprüche. Bei den Inseln werden wichtige Öl- und Gasvorkommen vermutet.

Der 18. September ist zugleich ein heikles Datum: An diesem Tag jährt sich der sogenannte Mukden-Zwischenfall, der Japan am 18. September 1931 den Vorwand für die Besetzung der Mandschurei lieferte.

Die jahrelange Okkupation Nordostchinas belastet bis heute das Verhältnis. Im chinesischen Staatsfernsehen war zu sehen, wie zur Erinnerung an das Datum um 09.18 Uhr die Sirenen heulten. Erstmals wurde in der Stadt Shenyang, dem früheren Mukden, eine Gedenkfeier abgehalten.

© Südddeutsche.de/dpa/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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