Spionagevorwürfe:Britischer Geheimdienst manipuliert offenbar "LinkedIn"-Profile

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Spionage per Täuschung: Der britische Geheimdienst GCHQ nutzt laut einem "Spiegel"-Bericht kopierte Seiten des Online-Netzwerks "LinkedIn", um sich Zugang zu Computern zu verschaffen. Betroffen sein sollen neben Telekommunikationskonzernen auch die Opec.

Der britische Geheimdienst GCHQ soll mittels kopierter Internetseiten die Computer von Zielpersonen ausspionieren. Das Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet unter Berufung auf Dokumente des Whistleblowers Edward Snowden, das GCHQ verschaffe sich über manipulierte Seiten des Business-Onlinenetzwerks LinkedIn Zugang zu Rechnern. Im konkreten Fall sollen Mitarbeiter des halbstaatlichen belgischen Telekommunikationskonzerns Belgacom betroffen sein.

Dem Bericht zufolge attackierte der britische Geheimdienst gezielt die Rechnersysteme von Unternehmen, die im internationalen Mobilfunkgeschäft als Dienstleister für andere Anbieter fungieren - etwa Abrechnungsunternehmen wie Mach, über die viele Mobilfunkanbieter ihre Roaminggeschäfte abwickeln.

Für seine Attacken habe das GCHQ eine Methode namens "Quantum Insert" genutzt, um sich tief in die Firmennetze vorzuarbeiten. Der Geheimdienst habe sich so Detailwissen über das Unternehmen Mach, seine Kommunikationsinfrastruktur, sein Geschäft und diverse Schlüsselpersonen verschafft, heißt es demnach in einem als "streng geheim" eingestuften GCHQ-Papier.

Opec im Visier von GCHQ und NSA

Auf Spiegel-Anfrage erklärte LinkedIn, das Unternehmen billige es nicht, wenn seine "Plattform oder falsche LinkedIn-Profile wie beschrieben eingesetzt werden". "Um es klar zu sagen: Wir würden eine derartige Aktivität niemals gutheißen, unabhängig welchem Zweck sie dient, und wurden über die angebliche Aktivität auch nicht unterrichtet." Ein Sprecher von Starhome Mach, einem Mach-Nachfolgeunternehmen, sagte dem Magazin, es werde "mit sofortiger Wirkung eine umfassende Sicherheitsüberprüfung" gestartet.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder Opec mit Hauptsitz in Wien ist dem Bericht zufolge gleich doppelt im Visier: Sowohl das GCHQ als auch die NSA führen sie demnach als Aufklärungsziel. Laut einem Geheimpapier des GCHQ sei es im Jahr 2010 mittels der "Quantum Insert"-Methode gelungen, die Computer von neun OPEC-Angestellten zu infiltrieren. Der NSA gelang es laut US-Dokumenten sogar, bis in den Arbeitsbereich des OPEC-Generalsekretärs vorzudringen, zudem hätten NSA-Mitarbeiter den saudiarabischen OPEC-Gouverneur ausgespäht.

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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