Schweigeminute für Terroropfer
Kerze der Hoffnung
Die Republik hält inne: Im Gedenken an die Opfer des rechten Terrors waren die Menschen in Deutschland zu einer Schweigeminute aufgerufen. Busse und Bahnen standen still, Beschäftigte ließen bundesweit die Arbeit ruhen. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt trugen Semiya Simsek (l.) und Gamze Kubasik, Töchter zweier Opfer der Neonazis, eine Kerze durch die Besucherreihen. Sie brannte neben elf weiteren Kerzen auf dem Podium, die für die zehn Opfer der Mordserie und die unbekannten Opfer rechtsextremistischer Gewalt stehen sollten: Die zwölfte solle eine "Kerze der Hoffnung" sein, sagte Kubasik. Als die beiden Frauen durch die Reihen hinausgingen, standen die Gäste auf und applaudierten. Mit der Veranstaltung und der bundesweiten Schweigeminute sollten die zehn Menschen geehrt werden, die zwischen 2000 und 2007 von Mitgliedern einer Neonazi-Zelle ermordet wurden.
Schweigeminute für Terroropfer
Gauck spricht Angehörigen sein Mitgefühl aus
Der designierte Bundespräsident Joachim Gauck blickte vor dem Konzerthaus während der Schweigeminute zu Boden. Gauck sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Er war auf Einladung des türkischen Botschafters Hüseyin Avni Karslioglu zu einem Mittagessen mit den Familien der Opfer im Türkischen Haus Berlin zusammengekommen. Gauck sagte, er sei als "Bürger Gauck" eingeladen worden, da er mit seinem Verein "Gegen Vergessen - Für Demokratie" ein Deutschland repräsentiere, "das aufsteht, wenn sich die Rechten zusammenrotten".
Schweigeminute für Terroropfer
Polizei, Feuerwehr, Schulen - Berlin hält inne
Polizisten und Passanten hielten anlässlich der zentralen Gedenkfeier vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt inne. In ganz Berlin legten die Menschen die Arbeit nieder: Beschäftigte im Roten Rathaus versammelten sich um zwölf Uhr am Hauptportal, auch die Mitarbeiter anderer öffentlicher Verwaltungen und vieler Betriebe sowie von Polizei und Feuerwehr beteiligten sich an der Schweigeminute. In Schulen waren Lehrer und Schüler dazu aufgerufen.
Schweigeminute für Terroropfer
100 Bürger versammeln sich zum Gedenken in Zwickau
In Zwickau gedachten etwa 100 Bürger öffentlich der Opfer. Vertreter der Stadt, Kirchen und Gewerkschaften sowie Einwohner versammelten sich vor dem Rathaus. Zudem standen die Busse und Bahnen still, im VW-Werk in Mosel wurden die Bänder angehalten. Zuvor war im Rathaussaal die zentrale Gedenkfeier in Berlin übertragen worden. In der sächsischen Stadt waren die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe bis 2011 untergetaucht.
Schweigeminute für Terroropfer
"Die Menschen hier haben weiterhin Angst"
Mitat Özdemir, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Keupstraße, verfolgte in einem Kiosk in der Keupstraße in Köln die Übertragung der Trauerfeier aus Berlin. "Eine Veranstaltung allein reicht nicht. Die Menschen hier haben weiterhin Angst", hatte Özdemir im Vorfeld kritisiert. Vor einem Friseursalon in der Keupstraße explodierte im Juni 2004 eine Nagelbombe. 22 Menschen wurden verletzt.
Schweigeminute für Terroropfer
Gesten des Gedenkens
Im stillen Gedenken an die Opfer hielten die Menschen während der landesweiten Schweigeminute die Hände ineinander verschränkt.
Schweigeminute für Terroropfer
Heilbronn gedenkt erschossener Polizistin
Die Stadt Heilbronn erinnerte auf einer zentralen Trauerfeier an die Opfer rechtsextremistischer Gewalt, insbesondere an die erschossene Polizistin Michèle Kiesewetter. Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach und Mitarbeiter der Stadtverwaltung beteiligten sich im Rathaus mit Gewerkschaftsvertretern und Polizisten an der Schweigeminute. Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Arbeitgeberverbände legten Blumen nieder. In Ämtern und Unternehmen ruhte die Arbeit für eine Minute. Der Mord an Kiesewetter auf der Heilbronner Theresienwiese am 25. April 2007 wird der Zwickauer Neonazi-Zelle zugeschrieben.
Schweigeminute für Terroropfer
Verkehrsbetriebe halten Busse und Bahnen an
Punkt zwölf stehen in Deutschland Busse und Bahnen still. Wie hier am Hauptbahnhof in Hannover wiesen die Verkehrsbetriebe auf Anzeigetafeln auf die Schweigeminute hin: "Wir gedenken der Opfer rechtsextremer Gewalt mit einer Schweigeminute" stand am Mittag dort, wo sonst die Abfahrtszeiten der Bahnen angezeigt werden.
Schweigeminute für Terroropfer
Thüringer Abgeordnete unterbrechen Sitzung
Die Abgeordneten des Thüringer Landtags unterbrechen in Erfurt ihre Plenarsitzung und erheben sich im Gedenken an die Opfer.
Schweigeminute für Terroropfer
Orchester unterbricht Generalprobe
Auch der Kulturbetrieb steht still: Das Orchester des Anhaltischen Theaters in Dessau-Roßlau unterbricht für eine Schweigeminute seine Generalprobe zum 20. Kurt-Weill-Fest, das am morgigen Freitag beginnt.