Sauerland-Prozess:Angeklagter: Kampf gegen Bundeswehr Pflicht

Lesezeit: 1 min

Neue Aussagen der Sauerland-Gruppe: Ein Angeklagter lässt offen, ob er wieder in den Dschihad ziehen wird - ein anderer zeigt sich erleichtert über die Festnahme.

Im Terrorismus-Prozess gegen die islamistische "Sauerland-Gruppe" hat ein Angeklagter die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes auch gegen deutsche Soldaten in Afghanistan als Pflicht bezeichnet.

Beschloss 2004, Dschihadist zu werden: Adem Yilmaz (Foto: Foto: dpa)

Ob amerikanische, deutsche oder türkische Soldaten am Hindukusch im Einsatz seien, sei egal, sagte der Türke Adem Yilmaz vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. "Für mich sind die alle gleich."

Ob er selbst nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder in den bewaffneten Dschihad (Heiligen Krieg) ziehen wolle, ließ Yilmaz offen. "Das weiß ich jetzt noch nicht", sagte er.

Der im September 2007 aufgeflogenen sogenannten Sauerland-Gruppe wird die Vorbereitung von Terroranschlägen in Deutschland vorgeworfen.

So viele Ungläubige umbringen wie möglich

"Allah hat uns das Recht gegeben, gegen die Leute zu kämpfen, die uns bekämpfen", sagte Yilmaz. Im Irak und in Afghanistan seien Muslime angegriffen worden, sagte der 30-Jährige. Auf die Frage, ob er zu seiner früheren Aussage stehe, so viele Ungläubige wie möglich töten zu wollen, sagte Yilmaz: "Ja, das stimmt so."

Ob er das demokratische Rechtssystem in Deutschland ablehne, ließ Yilmaz offen. "So lange mich keiner zwingt, Zinsen zu nehmen, kann man unter Umständen auch unter demokratischen Gesetzen leben."

Der 1986 nach Deutschland gekommene Yilmaz entschloss sich nach eigenen Angaben im Jahr 2004, in den bewaffneten Heiligen Krieg zu ziehen. Ursprünglich sei der Irak sein Ziel gewesen. Die Amerikaner seien "der Kopf der Mannschaft", die gegen den Islam kämpften. Yilmaz war der zweite der vier Angeklagten, der in dem Prozess sein Schweigen brach und ein Geständnis ablegte.

Anschließend sagte Daniel Schneider aus. Der jüngste Angeklagte im Terrorismus-Prozess zeigte sich erleichtert über seine Festnahme. Er sei froh über die Festnahme während der Anschlagsvorbereitungen im Jahr 2007, sagte der 23 Jahre alte Schneider vor dem Oberlandesgericht. Er könne nun ein "wesentlich leichteres Leben führen", auch wenn es mit Belastungen verbunden sei. Schneider war der dritte der vier Angeklagten, der umfassend Rede und Antwort stand.

Der Saarländer war 2004 zum Islam konvertiert und wie die Mitangeklagten in einem Ausbildungslager der Islamischen Dschihad-Union in Pakistan gewesen.

Er sei trotz ständigen Tragens einer Kalaschnikow kein Waffennarr, betonte Schneider. Seine Hinwendung zum Islam beschrieb er als einen anstrengenden geistigen Weg, dem er sich nicht habe entziehen können.

Drei der vier angeklagten Islamisten waren im September 2007 in einem Ferienhaus im sauerländischen Oberschledorn festgenommen worden, ein vierter später in der Türkei.

© dpa/AP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: