Saudi-Arabien:Enttäuschte Diktatur

Riad sollte sich um Reformen kümmern, statt die USA zu ärgern.

Von Nicolas Richter

Saudi-Arabien tut so, als werde es bald die Ukraine sein: Verlassen von seinen Freunden im Westen, fällt es einer benachbarten Atommacht in die Hände, die Minderheiten im saudischen Staatsgebiet aufrüstet und ganze Landstriche erobert. Dieses Szenario ist übertrieben, weil Iran nicht Russland ist. Vor allem ist Saudi-Arabien, anders als die Ukraine, ein bewährter strategischer Partner der USA und wird es bleiben. Was auch immer die USA von dieser finsteren Diktatur halten, es braucht sie als Garanten für Stabilität und niedrige Ölpreise.

Es ist freilich verständlich, dass die Annäherung der USA an Iran im Atomstreit die sunnitische Monarchie am Golf verstört. Schließlich ist Iran Erzfeind beider Länder. Aber das Atomabkommen ist die bisher beste Gelegenheit, den Konflikt Irans mit dem Westen friedlich zu lösen. Man muss diesem Abkommen eine Chance geben, weil eine Alternative fehlt - zu verheerend ist die Bilanz amerikanischer Militärinterventionen in der Region.

Wenn die Diktaturen am Golf nun neue Sicherheitsgarantien von den USA gegen Iran verlangen, sollten sie etwas nicht vergessen. Das Chaos im Nahen Osten ist aus Umbrüchen entstanden, die aus den Ländern selbst stammen, nicht von äußeren Feinden. Möchte sich Saudi-Arabien dagegen rüsten, braucht es nicht so sehr Raketen aus Washington als Reformen seines unterdrückerischen Staatssystems. Helfen muss sich der König vor allem selbst.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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