Protesthochburg Homs:Französischer Journalist bei Gefechten in Syrien getötet

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Ein Reporter des französischen TV-Senders France 2 soll in der syrischen Stadt Homs getötet worden sein. Wie mehrere Medien berichten, sei eine Gruppe von Journalisten von einer Granate getroffen worden. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Zuvor hatte ein Mitglied der Beobachtermission der Arabischen Liga aus Protest über die Gewalt des Assad-Regimes das Land verlassen.

Bei Gefechten in der syrischen Protesthochburg Homs ist offenbar ein westlicher Journalist ums Leben gekommen. Nach Angaben des Fernsehsenders France 2 handelte es sich bei dem Getöteten um seinen erfahrenen Kriegsreporter Gilles Jacquier, der unter anderem in Irak, Afghanistan und Kosovo im Einsatz war.

Der französische Journalist Gilles Jacquier ist in Homs ums Leben gekommen. (Foto: Reuters)

Ein Vertreter der Gruppe sagte, die Journalisten hätten sich in der Nähe des Stadtteils Akrama aufgehalten. Sie seien von Raketen oder Granaten getroffen worden. Der syrische Fernsehsender Addunia-TV berichtete, bei dem Angriff seien mindestens acht Menschen getötet und 25 verletzt worden.

Zeugen zufolge wurden bei dem Vorfall mehrere Journalisten verletzt, darunter ein Reporter aus den Niederlanden. Die Journalisten-Gruppe befand sich im Rahmen einer von den Behörden genehmigten Reise in Homs. Das Informationsministerium in Damaskus bestätigte zunächst lediglich, dass es einen Vorfall mit ausländischen Journalisten in Homs gegeben habe. Es nannte aber keine Einzelheiten.

Der französische Außenminister Alain Juppé nannte die Tötung des Journalisten eine "abscheuliche Tat" und forderte eine Untersuchung des Vorfalls. Es sei Aufgabe der syrischen Behörden, für die Sicherheit der ausländischen Journalisten Sorge zu tragen und das Grundrecht auf Informationsfreiheit zu schützen.

Assad taucht überraschend auf Kundgebung von Regimeanhängern auf

Homs ist eines der Zentren der Proteste gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad. Bereits in den vergangenen Tagen hatten sich dort Soldaten und mutmaßliche Deserteure heftige Gefechte geliefert.

Der Präsident war zuvor kurz und unangekündigt auf einer Kundgebung von Anhängern seines Regimes in Damaskus aufgetaucht. Den Tausenden Demonstranten rief er auf dem Umayyaden-Platz zu, der Sieg der Syrer über die ausländischen "Verschwörer" stehe bald bevor. Das berichteten arabische Fernsehsender, die Live-Bilder von dem Platz zeigten, auf dem die Menschen syrische Fahnen und Bilder von Assad schwenkten.

Es war für den Präsidenten der erste Auftritt dieser Art seit Beginn des Aufstandes von Regimegegnern im vergangenen März. Assad hatte am Vortag in einer Ansprache erklärt, er denke nicht an Rücktritt. Das Volk stehe hinter ihm. "Ich werde nicht vor der Verantwortung davonlaufen", sagte der syrische Staatschef. Hinter dem Aufstand gegen sein Regime stünden ausländische Mächte. Für Anfang März kündigte er ein Referendum über eine Verfassungsreform an, allerdings ohne auf Details einzugehen.

Mitglied der Beobachterdelegation verlässt aus Protest das Land

Die Lage in Syrien hat sich nach UN-Angaben in den vergangenen Tagen weiter verschärft. Angesichts der weiter anhaltenden Gewalt hat ein Mitglied des Beobachter-Teams aus Protest gegen das Assad-Regime das Land verlassen.

Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden und habe diese nicht verhindern können, sagte der aus Algerien stammende Beobachter Anwar Malek dem Fernsehsender al-Dschasira. Durch seine Tätigkeit habe er es dem Regime von Präsident Baschar al-Assad erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. "Ich war mehr als 15 Tage im Homs. Ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper und ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen", sagte Malek.

Die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad verübe "nicht nur ein Kriegsverbrechen, sondern eine ganze Reihe von Verbrechen gegen das Volk". Sie habe sich bisher an keinen Punkt des Plans der Arabischen Liga gehalten. Anders als zugesagt, würden die Panzer nicht von den Straßen abgezogen, sondern lediglich versteckt und nach dem Weggang der Beobachter wieder in Stellung gebracht. Die syrische Regierung habe überdies "Spione und Mitglieder der Geheimdienste" als Fahrer und Begleiter der Beobachter engagiert. "Sobald wir einen Bezirk verließen, wurden die Leute dort angegriffen."

Malek kritisierte auch den Chef des Beobachter-Teams, den sudanesischen General Mohammed al-Dabi. Dieser versuche einen Mittelkurs zu fahren, um weder die Regierung noch irgendeine andere Seite gegen sich aufzubringen. Die Eignung al-Dabis für die Aufgabe wurde bereits von Menschenrechtsgruppen wegen dessen Rolle beim Konflikt in der sudanesischen Unruheprovinz Darfur in Frage gestellt.

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