Proteste in Ägypten:ElBaradei fordert Mubarak zum Rücktritt auf

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Zu den Demonstrationen am Freitag erwarten die Ägypter prominente Unterstützung durch Mohammed ElBaradei. Die Proteste, die in Tunesien begannen, breiten sich weiter aus: Auch im Jemen gehen die Menschen auf die Straße.

Die Protestierenden in Ägypten erwarten einen berühmten Unterstützer: Der frühere Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Mohammed ElBaradei wird an diesem Donnerstagabend in Kairo eintreffen - rechtzeitig zu den für Freitag angekündigten Massenprotesten. ElBaradei forderte Präsident Hosni Mubarak auf, zurückzutreten: Es sei an der Zeit, dass Mubarak in den Ruhestand gehe, sagte der Reformpolitiker der Nachrichtenagentur Reuters.

Medienberichten zufolge hat sich el-Baradei für eine Übergangsregierung angeboten. Der arabische TV-Sender al-Arabija blendete am Donnerstag die Meldung ein: "ElBaradei: Bereit die Macht zu übernehmen, wenn die Straße es will." Einzelheiten wurden jedoch noch nicht genannt.

Das Land wird seit Dienstag von gewaltsamen Protesten erschüttert. Wie in Tunesien bricht sich in den Demonstrationen die Verzweiflung vieler Ägypter über wachsende Armut, hohe Arbeitslosigkeit und gestiegene Lebensmittelpreise Bahn. Trotz des harten Vorgehens der Sicherheitskräfte war es in der Nacht zum Donnerstag erneut zu heftigen Protesten gegen die Regierung gekommen.

Nach Angaben von Krankenhausärzten wurden bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in Kairo und Suez ein Polizist und ein Demonstrant getötet. Damit stieg die Zahl der Todesopfer seit Dienstag auf sechs. Dies wurde vom Innenministerium jedoch zunächst nicht bestätigt.

Angehörige eines 27 Jahre alten Mannes, der sich im Gouvernement Nord-Sinai an den Protesten beteiligt hatte, erklärten, er sei durch Schläge und Tränengas ums Leben gekommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es dagegen, er habe Selbstmord begangen. Besonders heikel war die Lage in der Hafenstadt Suez, wo Demonstranten Feuer am Rathaus und einem Polizeigebäude legten. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden 52 Demonstranten und Polizisten verletzt.

Das Innenministerium verhängte in der Stadt eine nächtliche Ausgangssperre. Der Handel an der ägyptischen Börse wurde zwischenzeitlich unterbrochen. In der Kairoer Innenstadt sorgte massive Polizeipräsenz für gespenstische Ruhe.

Proteste auch im Jemen

Derweil greifen die Proteste weiter auf andere Staaten der Region über: Ermutigt vom Umsturz in Tunesien kam es auch im Jemen zu Protesten. In der Hauptstadt Sanaa versammelten sich Tausende, um gegen Präsident Ali Abdullah Salih zu demonstrieren. Bei einer Protestversammlung in der Nähe der Universität skandierten etwa 10.000 Aktivisten: "Oh König Abdullah, hier ist Ali Abdullah". Damit spielten sie auf das unrühmliche Ende der Amtszeit des tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali an. Ben Ali war von Saudi-Arabiens König Abdullah als Gast aufgenommen worden. Wie Ben Ali in Tunesien und Mubarak in Ägypten regiert Ali im Jemen seit mehr als drei Jahrzehnten mit harter Hand.

Die ägyptische Führung zeigt indes erste kleine Reaktionen auf die anhaltenden Proteste und ließ über staatliche Medien vermelden, dass das Parlament am kommenden Sonntag über Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, eine Anhebung des staatlichen Mindestlohnes und eine bessere Gesundheitsversorgung debattieren werde. Einige Protestgruppen haben aber bereits für diesen Freitag zu neuen Demonstrationen aufgerufen. Sie forderten die Bürger auf, nach dem Freitagsgebet von den Moscheen aus loszumarschieren. Die Christen sollten nach dem Kirchgang auf die Straße gehen.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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