Profil:Harry Harris

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Harry Harris ist der Kommandeur der US-Pazifikflotte und Konfliktmanager mit China. (Foto: Shizuo Kambayashi/AP)

Befehlshaber des US Pacific Commands und Konfliktmanager mit China.

Von Stefan Kornelius

Harry Harris trägt zwar die Admiralsuniform, ist zuständig für den pazifischen Raum, Befehlshaber über 150 000 Soldaten, 200 Schiffe und U-Boote, aber eigentlich kommt er von der Marinefliegerei. Er hält also kein Kapitänspatent, dafür saß er mehr als 4400 Stunden im Cockpit. In diesem Fall hat das wohl als gute Kombination zu gelten.

Harris ist der oberste Soldat der USA im pazifischen Raum, der in der Ho-ho-Sprache seiner Zunft "von Hollywood bis Bollywood" reicht. Er kommandiert die Pazifikflotte mit ihren schwimmenden und fliegenden Einheiten, aber viel mehr noch ist er der Tagesverantwortliche für die amerikanische Militärpolitik in der Region. Die gewinnt immer mehr an Bedeutung, nachdem China auf einer der aufgeschütteten Inseln im Südchinesischen Meer Abfangraketen stationiert hat, was durchaus als Eskalation eines eigentlich sehr berechenbaren Konflikts interpretiert werden darf.

Im Streit um Inseln, Atolle und nautische Zonen geht es vor allem um militärische Kontrolle, um die theoretische Möglichkeit der Sperrung einer der wichtigsten Seestraßen der Welt. Die USA und alle chinesischen Nachbarn beharren auf dem Recht zur freien Seefahrt in internationalen Gewässern, während China die Gewässer gerne nationalisieren würde und damit potenziell sperren könnte.

Nach der Raketenstationierung ist nun wieder Harry Harris am Zug, die Freiheit der Meere und der Lüfte zu testen. Er wird Maschinen zum Überflug aussenden und wie schon mehrfach US-Kreuzer auf- und abfahren lassen. Daneben aber macht er hohe Politik, etwa wenn er wie im November in Peking das Gespräch mit den chinesischen Kommandeuren sucht oder nach dem Test der jüngsten Atombombe in Nordkorea einen Langstreckenbomber über Südkorea fliegen lässt. Seit Monaten sind das US-Verteidigungsministerium und das Pacific Command wichtiger Bestandteil der Pazifik-Diplomatie, indem sie Kooperationsverträge schließen, Manöver abhalten, eine neue Verteidigungsstrategie etwa mit Japan abstimmen oder zum Flottenbesuch nach China aufbrechen.

Harris, 59, gilt als schillernde Figur im US-Militär mit besten akademischen und militärischen Zeugnissen. Er stieg als Kind einer Japanerin und eines US-Seemanns, geboren im japanischen Yokosuko, zielstrebig an die Spitze der Marine auf. Während einer früheren Verwendung als Kommandeur des Lagers Guantanamo leistete er sich einen schlimmen Fehler, als er nach dem Selbstmord von drei Inhaftierten von einem "Akt der asymmetrischen Kriegsführung gegen uns" sprach. Das handelte ihm viel Kritik ein. Heute macht es ihm seine japanische Herkunft nicht leicht. Aus chinesischer Sicht ist er qua Geburt mehr als parteiisch. Umgekehrt interpretierten Japaner oder andere Pazifik-Anrainer seine Ernennung zum Kommandeur als lebendigen Beleg für die Hinwendung der USA zum Pazifik. Das stimmt freilich auch nicht ganz. Verheiratet ist Harris nämlich mit einer Deutschen.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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