Gegen Karl-Theodor zu Guttenberg sind am Mittwoch die Vorwürfe laut geworden, er habe bei seiner Doktorarbeit nach dem Copy-Paste-Verfahren geschummelt. Jetzt geht es in den deutschen Medien vor allem um eines: die Glaubwürdigkeit des Verteidigungsministers.
Die war bisher sein größtes Kapital. "Gradlinig, nobel, vorbildlich und - glaubwürdig", beschrieb laut Spiegel Online bis vor kurzem die Mehrheit der Deutschen den bayrischen Politiker. Damit habe er ein Vertrauen genossen, dass derzeit keinem anderen Politiker entgegengebracht werde. Doch jetzt hat "Minister Makellos" ein Problem.
Nun stehe er da als einer, "dem das schnelle Vorankommen wichtiger ist als Redlichkeit", schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung. Das beeinflusse natürlich auch die Frage, ob er sich als möglicher Kanzler eignet. "Wer für Schein statt Sein steht, kommt für diese anspruchsvolle Hauptrolle nicht in Frage", urteilt das Blatt.
Der Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner stimmt dem offenbar nicht zu. Er bezeichnet Guttenberg als "Lichtgestalt" und bescheinigt ihm eine "titanische" Beliebtheit im Polit-Barometer. Nur weil er so gut aussehe, habe man angefangen, nach etwas zu suchen, um ihn abzuschießen. Da sei die Doktorarbeit gerade recht gekommen. Wagners Ratschlag: "Macht keinen guten Mann kaputt. Scheiß auf den Doktor."
Auch die WAZ sieht das Ganze offenbar nicht so eng. "Guttenberg ist Politiker. Da gehört das kreative Hantieren mit Textbausteinen (auch) aus anderer Leute Hirnwindungen fast schon zur Berufsbefähigung", entschuldigt das Blatt das Verhalten des Verteidigungsministers.
Andernorts werden Vergleiche mit der Schulzeit gezogen. Dort gilt, wie die Financial Times Online bemerkt, nach wie vor die Regel: "Dumm ist nicht wer abschreibt. Dumm ist, wer sich erwischen lässt." Und so sei es für Guttenberg einfach dumm gelaufen. Mal wieder. Doch anders als sonst, könne er diesmal keinen Sündenbock vorschieben, um sich selbst zu schützen.
Abgesehen von der Kritik muss sich Guttenberg dieser Tage auch viel Spott gefallen lassen. Die Financial Times Deutschland versah einen Text über ihn mit einer Vielzahl von eben den Fußnoten, von denen Guttenberg auch lieber ein paar mehr gemacht hätte. Und in der taz wurde aus Karl-Theodor zu Guttenberg mal eben Karl-Theodor zu Googleberg.
In einem sind sich jedenfalls die meisten Medien einig: So schnell wirft den Minister nichts aus dem Sattel. Auch wenn die Vorwürfe momentan schwer wiegen, so hat Guttenberg dennoch jede Menge Fans in der deutschen Bevölkerung. "Sollte die Zahl nicht ausgewiesener Fremdzitate nicht ins Unanständige abgedriftet sein, wird der Hoffnungsträger auch diesmal nicht mehr als kleinere Schrammen davontragen", kommentiert die WAZ.