Der Favorit bei Frankreichs Präsidentschaftswahl, der Sozialist François Hollande, will nach einem Sieg schnell erste Weichen stellen. Sein Programm für die ersten 60 Tage einer von ihm geführten Regierung sieht unter anderem eine symbolische 30-prozentige Gehaltskürzung von Präsident und Regierungsmitgliedern sowie ein vorübergehendes Festschreiben der Treibstoffpreise vor.
Im ersten Regierungsjahr will Hollande zudem Reformen im Sozial-, Fiskal- oder Finanzbereich anstoßen, erklärte er im Rundfunksender RTL. "Angesichts des Zustands unserer öffentlichen Finanzen, unserer Wirtschaft, der Arbeitslosigkeit, der Kaufkraft (...) wollen die Franzosen schnelle und präzise Entscheidungen", sagte der Herausforderer von Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Er will sein detailliertes Wahlmanifest an diesem Donnerstag veröffentlichen.
Auch Sarkozy will am Donnerstag das Programm vorstellen, das er im Fall seiner Wiederwahl im Mai umsetzen will. In den vergangenen Wochen hatte der Präsident bereits mehrere Vorschläge gemacht, beispielsweise zur Besteuerung von Großunternehmen und zur Reform des Schengen-Abkommens für Reisefreiheit in Europa. Nun soll ein "umfassender Entwurf" folgen.
In jüngsten Meinungsumfragen liegt Sarkozy im ersten Wahlgang am 22. April knapp vor Hollande, kann aber am 6. Mai in der entscheidenden Stichwahl kaum mit einer klaren Mehrheit rechnen. Hollande wird demnach nicht nur vom aufholenden Sarkozy bedrängt, sondern auch vom populären Kandidaten der Linksfront, Jean-Luc Mélenchon. Dieser hat den Umfragen zufolge für den ersten Wahlgang mit 15 Prozent die bislang drittplatzierte rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen (13,5 Prozent) überholt.