Philippinen:Die Opfer von Dutertes Drogenkrieg auf den Philippinen

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Präsident Dutertes harte Hand gegen Drogen trifft häufig nicht die Drogenbosse - sondern einfache Leute wie Jennilyn Olayres. Sie wurde durch ein Foto berühmt, auf dem sie ihren toten Mann in den Armen wiegt.

Von Arne Perras

Oft kam einem das kalte Gruseln, wenn man Rodrigo Duterte im Wahlkampf reden hörte. Gangster und Drogendealer werde er erbarmungslos jagen und zur Strecke bringen, wenn er erst einmal regiert, kündigte der 71-jährige an. Und dann wollte er alle Verbrecher in die Bucht von Manila werfen, auf dass sich dort die Fische an ihnen fettfressen könnten. "Tötet sie alle", rief er seinen Anhängern im Wahlkampf zu. Und dann hat er gesiegt. Duterte ist nun Staatschef der Philippinen. Sie wollten keinen anderen als ihn.

Nun ist man es schon gewohnt, dass Politiker viel reden und später, wenn sie regieren, manch großspurige Ankündigung schnell wieder vergessen. Doch dieser Duterte in Manila ist offenkundig etwas anders gestrickt. Denn er scheint fest entschlossen, genau das durchzuziehen, was er dem Volk versprochen - oder besser: angedroht - hat. Er gibt nun täglich den "Duterte Harry", in Anlehnung an den Kinoklassiker "Dirty Harry". Clint Eastwood spielt darin einen ebenso unbestechlichen wie erbarmungslosen Cop, der einen Serienkiller jagt und zur Strecke bringt. Koste es was es wolle. Ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz. Das sind Szenen aus Hollywood.

Doch Duterte ist einer, der nun den Film zur Wirklichkeit macht. 2000 Menschen sind in seinem erbarmungslosen Anti-Drogen-Krieg schon ums Leben gekommen. Und täglich werden es mehr. Schon der Verdacht, ein Dealer zu sein, reicht manchmal aus für ein Todesurteil, das gewöhnlich in der Nacht vollstreckt wird, auf offener Straße. Ohne Ermittlungen, ohne Verfahren, ohne einen Prozess, wie sich das in Rechtsstaaten gehört. Duterte macht seine eigenen Regeln und peitscht sie gnadenlos durch.

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Die Nächte in Manila gehören nun den Einsatzkommandos der Polizei und den Auftragskillern

Was das bedeutet und wie es nun zugeht auf den Straßen der Hauptstadt Manila, kann man in diesen Nächten erforschen. Sie gehören vor allem den Einsatzkommandos der Polizei, aber auch dubiosen Auftragskillern, die ihren Opfern irgendwo in der Dunkelheit auflauern. Man versucht, sich an die Fersen der Forensiker zu heften, die Nacht für Nacht an neue Tatorte ausrücken, um Spuren dieser Jagd zu sichern. Für den Reporter bedeuten diese Touren durch finstere Gassen und Hinterhöfe: viel Adrenalin und sehr wenig Schlaf.

Doch dann stößt er auf jene junge Frau, deren Bild Millionen von Betrachtern in diesen Wochen ergriffen hat. Jennilyn Olayres. Auf dem Foto, das um die Welt ging, hält sie ihren toten Ehemann Michael Siaron in den Armen, erschossen von unbekannten Killern. Es ist zum Symbol einer Menschenjagd geworden, die immer mehr Menschen schockiert. Doch das ist noch nicht alles. Denn die Szene auf dem Asphalt erinnert unweigerlich an jenes Paar, das Christen heilig ist: Die heilige Maria mit dem toten Jesus. Auf den katholischen Philippinen wühlt das Foto alle auf.

Doch wer sind die beiden wirklich? Wer das wissen will, muss Jennilyn Olayres in eine verborgene Welt folgen, über die sie sehr lange geschwiegen hat. Nun hat sie erstmals ihre Geschichte erzählt. Die Geschichte hinter dem Bild. Szenen einer Liebe in Zeiten des Tötens.

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