Pegida-Hymne:Soundtrack des besorgten Bürgers

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Pegida verkauft seine Hymne nun auf Amazon. Der Komponist möchte anonym bleiben. Aus gutem Grund.

Von Deniz Aykanat

Das ganze, also wirklich das ganze Geld geht in Deutschland ja für den Unterhalt von Flüchtlingen drauf. Für eine kleine feine islamfeindliche Bewegung bleibt da einfach nichts übrig. Muss man sich eben selbst helfen, dachte sich vermutlich Pegida-Mitgründer Lutz Bachmann. Seit 21. Dezember kann man für schlappe 1,29 Euro den Soundtrack des besorgten Bürgers auf Amazon herunterladen, die original Pegida-Hymne mit dem Titel "Gemeinsam sind wir stark!". Zuvor hatte Bachmann das musikalische Kleinod gratis auf seiner Facebook-Seite zum Download angeboten. Aber warum nicht ein bisschen Kohle damit machen?

Für Text hat es aber nicht gereicht. Stattdessen ertönt eine Mischung aus pathetischem Instrumental und summendem Männerchor, der außer langen Mmmms nichts bietet. Erinnert stark an die Titelmelodie von "Conquest of Paradise" mit Gerard Depardieu. In dem Historienfilm von Ridley Scott geht es um die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus. Das ist nur recht und billig. Um nichts weniger Bedeutsames geht es auch den Pegidisten, nämlich bekanntlich um die Rettung des Abendlandes.

Dieses Unterfangen muss passend instrumentiert werden. Und Pegida hatte schon immer ein Faible für Inszenierung. Warum wohl hält sich die Bewegung gerade in Dresden so hartnäckig? Weil die Semperoper die perfekte Kulisse ist. Die perfekte Hymne ist den Pegidisten aber nun nicht gelungen. "Gemeinsam sind wir stark!" führt eher zu Lachkrämpfen als zu Gemeinschaftsgefühl. Das zeigen auch die Kommentare und Kritiken auf Amazon:

User Christoph etwa schreibt: "Bin sehr enttäuscht, auch nach mehrmaligem Anhören, fühle ich mich nicht deutscher als vorher. Werde von meinem Recht auf Rücksendung Gebrauch machen."

User SL findet die neue Hymne ganz wunderbar: "Hab ich Zahnschmerzen, höre ich dieses Lied. Dann sind die Zahnschmerzen nur noch die zweitschlimmste Pein."

Der Komponist der Hymne möchte Lutz Bachmann zufolge anonym bleiben.

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