Parlamentswahlen:Linke Opposition liegt in Albanien klar vorne

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Albanien steht nach den Parlamentswahlen ein Machtwechsel bevor: Die sozialistische Opposition kann mit einer großen Mehrheit der Sitze rechnen und wird wohl den bisherigen Regierungschef Sali Berisha ablösen. Die Wahlen waren von einem Mord überschattet worden.

Die oppositionelle sozialistische Koalition hat die Parlamentswahlen in Albanien offenbar klar gewonnen. Nach Auszählung von drei Viertel der Stimmen lag das Bündnis des ehemaligen Bürgermeisters von Tirana, Edi Rama, mit 52,69 Prozent vor den Konservativen um Noch-Regierungschef Sali Berisha (36,32 Prozent). Das gab die staatliche Wahlkommission am Dienstag in Tirana bekannt.

Die Opposition liege in fast allen zwölf Wahlbezirken deutlich vorn, berichtete ein Sprecher weiter. Selbst in der Hochburg des rechtskonservativen Regierungschefs Berisha rund um die Stadt Skhodra im Norden hätten die Oppositionellen gesiegt. Das offizielle Wahlergebnis steht allerdings noch aus. Die Beteiligung bei der Wahl am Sonntag habe bei 53,4 Prozent gelegen.

Nach einer Prognose der Links-Koalition kommt das Lager um Rama auf 84 der 140 Sitze im Parlament. Sowohl Regierung als auch Opposition hatten sich schon am Montag zum Wahlsieger erklärt. Rama hatte Regierungschef Berisha davor gewarnt, bei der Auszählung der restlichen Stimmen zu manipulieren.

Ideologisch sind die beiden politischen Blöcke schwer zu trennen. Beide setzen sich für die schnelle Annäherung Albaniens an die EU ein, beide befürworten die Marktwirtschaft. Die Sozialisten hatten den seit acht Jahren regierenden Berisha der schweren Korruption und Vetternwirtschaft beschuldigt. In die zahlreichen Affären der vergangenen Jahre waren einige seiner Minister verwickelt.

Das ärmste Land Europas leidet auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Kommunismus immer noch an den Folgen des Zusammenbruchs der Industrie. Die Parlamentswahl gilt daher als richtungweisend für die Aussicht Albaniens auf den Kandidatenstatus für einen EU-Beitritt.

Zuvor war die Abstimmung von einem gewaltsamen Zwischenfall in Lac überschattet worden: Nahe einem Wahllokal in der Hauptstadt wurde ein Aktivist der linken Opposition erschossen. Drei weitere Menschen wurden verletzt, darunter ein Kandidat des Bündnisses um Berisha.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/schma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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