UN-Menschenrechtsmission:Gewalt in Syrien erreicht neues Ausmaß

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Mord, ungerechtfertigte Inhaftierung, sexuelle Gewalt: Die Menschenrechtsverletzungen in Syrien haben laut Vereinten Nationen dramatisch zugenommen. Es werde ein Nährboden für Extremisten und Kriminelle geschaffen.

Die Vereinten Nationen beschreiben eine neue Dimension der Gewalt im syrischen Bürgerkrieg. Auf dem Bild bringen zwei Männer einen verletzten Kameraden in das Dar-al-Shifa-Krankenhaus in Aleppo. (Foto: dpa)

Laut Erkenntnissen der Vereinten Nationen werden in Syrien die Menschenrechte immer weniger geachtet. "Die Zahl der Menschenrechtsverletzungen hat in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen", sagte der brasilianische Diplomat Paulo Pinheiro in New York. "Mord, ungerechtfertigte Inhaftierung, sexuelle Gewalt, Gewalt gegen Kinder - die Lage wird immer schlimmer." Zudem gebe es nach wie vor Angriffe auf Wohnviertel mit vielen Opfern.

Pinheiro ist Chef einer vierköpfigen Mission, die im Auftrag der UN Menschenrechtsverletzungen in Syrien dokumentiert. "Die Kriegsverbrechen werden vor allem durch Regierungstruppen verübt", sagte Pinheiro. Es gebe allerdings auch Vergehen der Opposition. "Aber die Dimension ist doch eine ganz andere."

Der Konflikt habe ein "neues und entsetzliches Ausmaß an Brutalität und Gewalt" erreicht, sagte der UN-Untergeneralsekretär für politische Fragen, Jeffrey Feltman, im Sicherheitsrat in New York. "Syrische Städte und Dörfer - einige davon Teil unseres Weltkulturerbes - verwandeln sich in Ruinen. Archäologische Schätze wurden geplündert und zerstört", sagte Feltman. Die Gewalt schaffe auch einen Nährboden für Extremisten und Kriminelle. "Menschenrechtsverletzungen, darunter willkürliche Festnahmen, Folter und Massenexekutionen, setzen sich unvermindert fort."

90 Tote bei Luftangriffen auf Rebellenhochburgen

Bei Angriffen syrischer Kampfflugzeuge auf Rebellenhochburgen im Norden des Landes sowie dem Beschuss durch Artillerie sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 90 Menschen getötet worden. Betroffen von den Luftangriffen waren demnach Ziele in den an die Türkei angrenzende Provinzen Idlib und Aleppo. Dabei habe es sich mit um die schwersten Angriffe des Regimes von Präsident Baschar Assad in den vergangenen Wochen gehandelt, hieß es weiter.

Als "konzentriert und intensiv" beschrieb auch der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul-Rahman, die Luftangriffe. So seien in dem Gebiet von Maaret al Numan zwölf Angriffe innerhalb einer Stunde geflogen worden. Während Abdul-Rahman von mindestens 90 Toten bei Luftangriffen und Artilleriebeschuss sprach, berichteten die örtlichen Koordinationskomitees von 96 Opfern.

460.000 Flüchtlinge bis zum Jahresende erwartet

Während die Aktivisten von mittlerweile mehr als 33.000 Toten in dem Konflikt sprechen, schätzen auch die Vereinten Nationen, dass mehr als 30.000 Menschen in dem Bürgerkrieg ums Leben gekommen sind.

Das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen warnte unterdessen, dass immer mehr Menschen in dem Bürgerkrieg abhängig von Lebensmittelhilfen der UN würden. Das WFP teilte in Genf mit, dass etwa 1,4 Millionen Menschen im September die Hilfe der Organisation benötigt hätten. Aufgrund der anhaltenden Kämpfe sei es den Helfern aber nicht möglich, alle Bedürftigen zu erreichen.

Das WFP bereite sich darauf vor, bis zum Jahresende mehr als 460.000 syrische Flüchtlinge versorgen zu können, sagte Byrs. Bis Dienstag waren nach UN-Angaben knapp 344.000 Syrer als Flüchtlinge registriert oder hatten Hilfe des UN-Flüchtlingshilfswerks in Anspruch genommen, sagte dessen Sprecher Adrian Edwards.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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