Obama: Steven Chu Minister:Nobelpreisträger als Symbol

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Der künftige US-Präsident Obama ernennt Steven Chu zum Energieminister - der sieht eine "grüne Zukunft". Auf den Physik-Nobelpreisträger kommt politischer Widerstand zu.

Gökalp Babayigit

Über Steven Chu heißt es, er sei bescheiden geblieben - auch nachdem er den Nobelpreis für Physik erhalten hatte. Der Wissenschaftler fuhr weiter mit dem Fahrrad zu seinem Lehrstuhl an der amerikanischen Stanford-Universität und habe nach wie vor täglich sein Mittagessen in der Aktentasche dabeigehabt.

Steven Chu und Barack Obama: "Diesmal muss es anders sein, dieses Mal dürfen wir nicht versagen." (Foto: Foto: dpa)

Elf Jahre nach dem Erhalt des Nobelpreises, den höchsten Ehren, die ein Wissenschaftler erhalten kann, wird sich Chu nun doch verändern. Der künftige US-Präsident Barack Obama hat ihn zum Energieminister ernannt - und den 60-Jährigen damit zum Symbol gemacht.

Die Szene der Umweltaktivisten hat die Berufung Chus mit Begeisterung aufgenommen, aus mehreren Gründen. So wird das Ministerium, auf das gigantische Aufgaben zukommt, künftig von einem unumstritten herausragenden Kopf geführt - nach acht Jahren Bush-Regierung und einem relativen Stillstand in der Energiepolitik ein herbeigesehnter Wandel.

Chus Eltern sind von China in die USA eingewandert. Der Wissenschaftler wurde 1948 in St. Louis, Missouri, geboren und wuchs im Staat New York auf, machte rasch wissenschaftliche Karriere und leitet seit 2004 das renommierte Lawrence-Berkeley-Nationallabor. Dieses Institut richtete er vor allem auf die Erforschung von Biotreibstoffen und Solarenergie aus. Chu gilt seit Jahren als einer der kreativsten Nachdenker über die globale Erwärmung; politisch ist er noch nicht aktiv geworden.

Auch löst Obama mit der Berufung des Top-Wissenschaftlers ein wichtiges Versprechen ein, das von "Return to Science" - zurück zur Wissenschaft. Der President Elect hat sowohl im Wahlkampf als auch nach seiner Wahl stets die großen Themen alternative Energien und Wirtschaft miteinander verbunden. Obama wiederum glaubt, dass eine neue Umweltpolitik neue Jobs schaffe.

"Im 21. Jahrhundert wissen wir", sagte der künftige Präsident bei der Vorstellung seines neuen Energieministers, "dass die Zukunft unserer Wirtschaft und unserer nationalen Sicherheit unauflöslich mit einer Herausforderung verbunden ist: Energie. Alle von uns kennen die Probleme, die in unserer Abhängigkeit von fremden Öl ihre Ursache haben."

Neu-Minister Chu tritt leidenschaftlich und entschlossen dafür ein, den Klimawandel mit allen Konsequenzen aggressiv zu bekämpfen. Doch widerspricht er einer anderen Schlüsselfigur beim Klimaschutz in den USA in einem wichtigen Punkt: Während Ex-Vizepräsident Al Gore stets voraussetzte, dass es nur eine Frage des politischen Willens sei, die Probleme zu lösen, da die Technologie bereits vorhanden sei, sieht Chu einen Nachholbedarf in Sachen Forschung.

Ohne massive staatliche Investitionen in die Entwicklung sauberer Technologien, glaubt Chu, werden die großen Energieprobleme unlösbar bleiben. Innovation ist für den Nobelpreisträger genauso wichtig wie Regulierung.

Mit seinen forschen Ideen, die sich um Energieeffizienz, Emissionshandel und Bekämpfung der globalen Erwärmung drehen, wird sich Experte Chu schnell auf hartnäckigen Widerstand aus dem Kongress sowie der Industrie einstellen müssen. Allerdings macht seine Ernennung Mut - vor allem, weil Obama seine eigenen Pläne nun in guten Händen sieht und voll hinter seinem Energieminister stehen wird.

Dem Physik-Nobelpreisträger das Energieministerium zu übergeben, bedeutet für Chu mehr Einfluss, mehr Personal, mehr Budget. Im Berkeley-Nationallabor hat er es mit 4000 Mitarbeitern und einem Etat von 650 Millionen Dollar zu tun, im Energieministerum dagegen mit 100.000 Mitarbeitern - und 23 Milliarden Dollar Etat.

Zwar hätten auch andere Präsidenten vor ihm die Bedeutung einer größeren Unabhängigkeit der Energieversorgung betont, erklärt Obama, doch jetzt gebe es eine besondere Verpflichtung: "Diesmal muss es anders sein, dieses Mal dürfen wir nicht versagen."

Ähnlicher Ernst zeichnet auch Chu aus - bei aller Bescheidenheit.

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