Niedersachsen:Nach Vorwürfen: Grotelüschen tritt zurück

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Niedersachsens Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) ist zurückgetreten. Grotelüschen war seit Monaten Anfeindungen von Tierschützern ausgesetzt.

Niedersachsens schwer unter Druck geratene Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) ist zurückgetreten. Ministerpräsident David McAllister (CDU) präsentierte in der CDU-Landtagsfraktion am Vormittag bereits einen Nachfolger - den früheren Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Gert Lindemann (63).

Zurückgetreten: Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen (CDU). (Foto: dpa)

Der ausgewiesene Agrar-Fachmann erhielt von den Abgeordneten in der Sondersitzung im Landtag in Hannover viel Applaus. Die CDU-Parlamentarier reagierten erleichtert auf den Ministerwechsel.

Grotelüschen war wegen andauernder Vorwürfe um Tierschutz-Mängel und Billiglöhne in der Geflügelbranche zur Belastung für die schwarz-gelbe Landesregierung geworden. Ex-Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hatte Grotelüschen erst im April ins Kabinett geholt.

Lobbyismus-Vorwürfe

Die Familie der 46-Jährigen besitzt eine der größten Mastkükenbrütereien in Deutschland. Tierschützer und die Opposition beklagten immer wieder, Grotelüschen sei im Regierungsamt noch zu sehr Lobbyistin und verharmlose die Probleme bei der Massentierhaltung.

Eine Studie zu Missständen in der Hähnchenmast im Auftrag des Ministeriums hatte die Debatte weiter angeheizt. Auch die Ankündigung der Ministerin am Anfang dieser Woche, eine Arbeitsgruppe zum Tierwohl einzusetzen, kam vielen zu spät.

Grotelüschens Vorgänger im Amt, Hans-Heinrich Ehlen (CDU), erklärte, McAllister habe in dieser Lage Konsequenzen ziehen müssen. "Wir bekommen wieder einen Top-Fachmann", hieß in der CDU-Landtagsfraktion. Grotelüschen selber war nicht zur Fraktions-Sondersitzung am Freitagvormittag gekommen.

"Menschlich zutiefst verletzend"

CDU-Fraktionschef Björn Thümler reagierte mit Kritik an der Opposition, der es "um ein inszeniertes Kesseltreiben gegen eine hervorragend arbeitende Landesregierung" gegangen sei. "Der Umgang mit Astrid Grotelüschen durch die Opposition war respektlos und menschlich zutiefst verletzend. Ich kann gut nachvollziehen, dass die damit einhergehende Belastung, der die gesamte Familie Grotelüschen mittlerweile ausgesetzt ist, unerträglich wurde."

Thümler würdigte den neuen Agrarminister Lindemann als profunden Kenner der deutschen und europäischen Agrarpolitik. Er genieße auch bei Landwirtschafts- und Tierschutzverbänden ein hohes Ansehen.

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