Neonazi-Partei Chrysi Avgi:Eklat um Hitlergruß im griechischen Parlament

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Bande, Nieten, Ziegenherde: Die Beschimpfungen, die sich ein Abgeordneter der rechtsextremen Partei Chrysi Avgi im griechischen Parlament leistete, sind unbeherrscht und grob. Doch was danach kam, sorgte für noch mehr Aufregung - dreimal erschallte laut der Ruf "Heil Hitler".

Insgesamt dreimal erschallte der anstößige Ruf, deutlich soll er im griechischen Parlamentsfernsehen zu hören gewesen sein: "Heil Hitler", rief jemand, just in dem Moment, als Abgeordnete der der rechtsextremistischen Partei Chrysi Avgi ("Goldene Morgenröte") den Saal verließen. Und dann nochmal: "Heil Hitler, heil Hitler."

Vorangegangen war ein heftiger Streit zwischen den Rechtsextremen und Vertretern der radikalen Linken (Syriza). Als der Vizepräsident des Parlaments, ein Syriza-Politiker, den Abgeordneten Panagiotis Iliopoulos aufforderte, sich würdig zu verhalten, erging sich dieser in einer wütenden Tirade: Als "Bande" und "Nieten" bezeichnete er die Syriza-Mitglieder; als "Ziegenherde" beschimpfte er die Abgeordneten, die dem Vizepräsidenten applaudierten.

Chrysi-Avgi-Abgeordneter preist Hitler als "Visionär"

Als die Parlamentarier der Goldenen Morgenröte daraufhin aus Protest den Saal verließen, folgte der Hitlergruß. Wer der Rufer war, war nicht auszumachen - die Zustände im Parlament waren chaotisch.

Die griechische Nachrichtenagentur Ana meldete, der Chrysi-Avgi-Abgeordnete Christos Pappas habe den Ruf geäußert, der in Deutschland und Österreich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verboten ist. Dessen Partei bestritt dies und behauptete wiederum, ein Angehöriger der Linken habe mit dem Gruß versucht, die Goldene Morgenröte als Nazipartei darzustellen. Pappas hatte vor wenigen Tagen im Parlament gesagt, er habe in einem von ihm vor einigen Jahren verfassten Text Adolf Hitler als "Visionär" gepriesen.

Die AFP berichtete, der Abgeordnete Iliopoulos sei im Anschluss an den Eklat wegen Beleidigung aus dem Parlament ausgeschlossen worden. Im Oktober hatte das Parlament bereits die Immunität von Iliopoulos und seinem Fraktionskollegen Giorgos Germenis aufgehoben. Die beiden Abgeordneten sind der Zerstörung von Eigentum angeklagt, nachdem sie auf einem Markt bei Athen Stände von Einwanderern umwarfen.

Die rechtsextremistische Partei ist im griechischen Parlament mit 18 Abgeordneten vertreten. Sie hatte bei den Wahlen im Juni des Vorjahres 6,9 Prozent der Stimmen bekommen. Zuletzt fiel sie negativ auf, als sie Bürger dazu aufrief, Blut zu spenden. Dieses sollte ausschließlich an Griechen gehen. Die Behörden erklärten allerdings anschließend, das Blut werde für jeden verwendet, der es brauche. Auch eine andere als sozial getarnte, rassistische Aktion stoppte die Polizei: Die Partei wollte Lebensmittel verteilen an Menschen, die Not leiden - und griechischer Herkunft sind. Als der Lastwagen der Partei angehalten wurde, warfen die Rechtsextremen die Lebensmittel auf die Straße.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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