Nahostkonflikt:Israel lässt Palästinenser frei - und beschießt Gazastreifen

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Kurz vor dem offiziellen Beginn der Nahost-Friedensgespräche hat Israel einen Luftangriff im Gazastreifen geflogen - er habe verdeckten Abschussrampen der Palästinenser gegolten. Die Aktion war die Antwort auf eine Rakete, die vor der Freilassung von 26 palästinensischen Häftlingen nahe der Grenzstadt Sderot eingeschlagen war.

Nur Stunden vor neuen Friedensgesprächen überschatten Luftangriffe in Nahost die Aussicht auf Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern. Nach einem Raketenangriff militanter Palästinenser auf die Grenzstadt Sderot bombardierte die israelische Luftwaffe in der Nacht zum Mittwoch erneut Ziele im Gazastreifen.

Es seien verdeckte Abschussrampen im Norden des Palästinensergebiets beschossen worden, hieß es in einer Mitteilung der Armee. "Dies ist eine absurde Situation, die man nirgendwo anders auf der Welt hinnehmen würde." Es gab keine Berichte über mögliche Opfer.

Die aus dem Gazastreifen abgeschossene Rakete war am Dienstag kurz vor der Freilassung von 26 Langzeithäftlingen in der Nähe von Sderot eingeschlagen. Seit einer Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas im November kommt es nur noch sporadisch zu solchen Angriffen.

Zunächst wurden Mittwochfrüh elf Palästinenser von palästinensischen Behördenvertretern ins Westjordanland gebracht. Sie waren nach ihrer Abfahrt aus der Haftanlage Ajalon nahe Tel Aviv zur Haftanstalt Ofer nahe Ramallah gebracht worden. Die vier Fahrzeuge der Palästinensischen Autonomiebehörde wurden von der Polizei eskortiert. Ein paar hundert Menschen jubelten dem Konvoi zu.

Abbas fordert Freilassung aller Häftlinge

Kurz darauf passierten 15 Häftlinge den Kontrollposten Eres und wurden im Gazastreifen offiziell freigelassen. Die ehemaligen Häftlinge wurden von mehr als 2000 Verwandten und anderen Unterstützern erwartet. Für den Anlass wurden Zelte aufgebaut und mit Flaggen geschmückt.

Der Oberste Gerichtshof Israels hatte zuvor Einsprüche von Opferfamilien gegen die Freilassung der Langzeithäftlinge zurückgewiesen. Solche Entscheidungen lägen im Ermessen der Regierung, hieß es. Die schrittweise Freilassung von 104 Gefangenen in vier Etappen parallel zum Nahost-Friedensprozess war von Israel als Zeichen des guten Willens angekündigt worden. Sie war eine der Bedingungen, die die Autonomiebehörde von Präsident Mahmud Abbas für die Aufnahme neuer Friedensverhandlungen gestellt hatte. In Ramallah empfing Abbas die Freigelassenen. "Wir begrüßen unsere Brüder, die die Dunkelheit der Gefängnisse in Richtung des Lichts der Freiheit verlassen haben", sagte er. Zugleich äußerte er seine Hoffnung auf die baldige Freilassung weiterer Häftlinge, wie regionale Medien berichteten. "Wir werden nicht ruhen, bis alle bei uns sind."

Erekat kritisiert israelischen Wohnungsbau in Jerusalem

Die seit drei Jahren unterbrochenen direkten Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern sollen am Mittwochabend in Jerusalem formell neu gestartet werden. Vor zwei Wochen fanden in Washington bereits vorbereitende Treffen statt, bei denen die Unterhändler beider Seiten zusammentrafen.

Überschattet wurde das geplante Treffen am Dienstag von einer Ankündigung der Stadt Jerusalem, 942 Wohnungen in einem besetzten Außenviertel zu bauen. Erst am Sonntag hatte das israelische Bauministerium die Ausschreibung für den Bau von 1187 neuen Wohnungen im annektierten Ost-Jerusalem und in drei Siedlungsblöcken im besetzten Westjordanland angekündigt. Der palästinensische Chefunterhändler Saeb Erekat sagte nach Angaben des arabischen TV-Senders Al-Dschasira, die israelischen Baupläne zerstörten die Chancen auf Frieden. Erekat trifft sich am Mittwochabend in Jerusalem mit der israelischen Verhandlungsführerin Tzipi Livni.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/ebri/schma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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