Nach Schießerei in Schwulen-Club:Barack Obama spricht mit Angehörigen in Orlando

U.S. President Obama and Vice President Biden depart makeshift memorial for shooting victims in Orlando, Florida

Obama und Biden in Orlando: "Linderung der Schmerzen."

(Foto: REUTERS)
  • US-Präsident Obama und Vizepräsident Biden sprechen in Orlando mit Angehörigen von Opfer und Überlebenden.
  • Für Obama wurden solche Visiten während seiner Amtszeit traurige Routine.
  • Trump wirft er vor, das Massaker für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen.

Von Sacha Batthyany, Orlando

Vier Tage nach dem Massaker im Nachtclub Pulse sind US-Präsident Barack Obama und Vizepräsident Joe Biden nach Orlando geflogen, um mit den Angehörigen der Opfer und den Überlebenden zu sprechen. Obamas Besuch am Donnerstag trage zu einer "Linderung der Schmerzen" bei, sagte der Bürgermeister Orlandos, Buddy Dyer, im Vorfeld des Besuchs. "Aber wir werden nie vergessen können, was hier am Wochenende passiert ist."

Für Obama wiederum gehören solche Visiten zur traurigen Routine seiner Amtszeit. Er war schon in San Bernardino nach dem Terroranschlag auf eine Weihnachtsfeier, bei dem 14 Menschen starben; er besuchte Aurora und Newtown, wo Amokläufer jeweils Dutzende Menschen ermordeten. In Charleston vor rund einem Jahr hielt der Präsident eine emotionale Trauerrede für neun tote Afroamerikaner, die in einer Kirche erschossen worden waren.

Keine große Rede geplant

Barack Obama in Orlando

Orlandos Bürgermeister Buddy Dyer überreicht US-Präsident Barack Obama ein T-Shirt mit Herz - in den Farben der LGBT-Community.

(Foto: REUTERS)

Nun also Orlando, wo der Schütze Omar Mateen in der Nacht von Samstag auf Sonntag 49 Menschen hinrichtete, die zu "Latin Music" tanzten, tranken und feierten. Obama warb nach dem Treffen mit Angehörigen der Opfer erneut für schärfere Waffengesetze. Die Gründe für Angriffe wie in Orlando, in Aurora und in Newtown sei unterschiedlich, doch die verwendeten Waffen seien die gleichen: Sturmgewehre, die in den USA viel zu leicht zu erwerben seien. "Das könnten unsere Angehörigen sein", sagte Obama über die Opfer. Die Trauer, aber auch Ärger waren Barack Obama schon die ganze Woche anzusehen. In einer ersten Rede nach dem Attentat rief er erneut zur Verschärfung der Waffengesetze auf. Das Massaker erinnere daran, wie leicht es sei, in den USA Schusswaffen zu erwerben, um damit Unschuldige zu töten, sei es in einer Schule, einer Kirche oder wie jetzt in einem Nachtclub. "Wir müssen uns entscheiden, ob das das Land ist, in dem wir leben wollen", so Obama. Mitte der Woche wandte sich Obama an den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und unterstellte ihm, das Massaker für den Wahlkampf zu missbrauchen. Trump hatte erneut aufgerufen, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten. Trump forderte gar Obamas Rücktritt, weil er im Antiterrorkampf zu wenig Härte zeige.

Obama nannte Trump daraufhin eine Gefahr für die innere Sicherheit der USA, weil er Hass schüre und die Bevölkerung spalte. "Wenn wir alle Muslime für die Tat eines Einzelnen zur Rechenschaft ziehen und erklären, dass wir uns im Krieg mit einer ganzen Religion befinden, dann erreichen wir das, was die Terrormiliz Islamischer Staat oder die Dschihadisten von al-Qaida wollen. Wir erledigen die Arbeit der Terroristen", so Obama.

In Orlando seien die Menschen noch nicht bereit für "dieses ganze Wahlkampfmanöver", so Bürgermeister Dyer. Erst komme die Trauer, dann die Politik. Orlando sei sich "im Schock", an normales Leben sei nicht zu denken. Abends treffen sich Hunderte, um zu beten, Teelichter flackern an Straßen, "Orlando Strong" steht in Schaufenstern. Für die Hinterbliebenen wird gespendet.

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