Nach Rücktritt des EZB-Chefvolkswirts:Merkel lobt Starks Einsatz für Stabilitätskultur

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Die Bundesregierung würdigt die Leistung des zurückgetretenen Chefvolkswirts Stark. Er stehe für eine Stabilitätskultur, der sich die Bundesregierung dauerhaft verpflichtet fühle, erklärte die Kanzlerin. Der scheidende Chefvolkswirt forderte erneut drastische Maßnahmen zur Euro-Sanierung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bei dem zurückgetretenen EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark für dessen Einsatz bedankt. Stark habe sich jahrelang konsequent und erfolgreich für eine stabile europäische Gemeinschaftswährung eingesetzt, sagte Merkel am Freitag nach Angaben des Bundespresseamts.

"Er steht damit für eine Stabilitätskultur, die den Interessen der Bürger in der Eurozone dient und der sich die Bundesregierung dauerhaft verpflichtet fühlt", sagte die CDU-Chefin weiter. Stark hatte am Freitag überraschend seinen Rücktritt bis spätestens zum Jahresende erklärt. Als Grund für den Rücktritt Starks nannte die Zentralbank "persönliche Gründe", die Nachrichtenagentur Reuters will von einem Zerwürfnis über die vor allem in Deutschland umstrittenen Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) erfahren haben.

Nach der Ankündigung seines Rücktritts hat Stark einen eindringlichen Appell an die Politik gerichtet und drastische Maßnahmen zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise gefordert. Es gelte "auf europäischer Ebene die notwendige Stärkung des institutionellen Regelwerks, der Wirtschafts- und Währungsunion zu erreichen", schreibt Stark in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt (Montagsausgabe).

Eine "weit reichende Reform der Entscheidungs- und Sanktionsmechanismen" sei nötig, um in Zukunft eine effektive Koordinierung der Finanz- und Wirtschaftspolitiken in den Euroländern sicherzustellen.

Der als geldpolitischer Falke geltende Volkswirt äußerte indirekt Kritik daran, dass die Zentralbank Staatsanleihen der krisengeschüttelten Länder aufkauft: "Wir befinden uns in einer Situation, in der massive Tragfähigkeitsrisiken in den öffentlichen Haushalten die Finanzstabilität untergraben."

In dieser Krise sei alles falsch, was weitere Ausgaben unterstützt, schreibt Stark. "Ein fiskalischer Stimulus würde die Schuldenstände nur weiter ansteigen lassen und daher diese Risiken noch weiter erhöhen", warnt der EZB-Chefökonom. "Die Anpassungskosten würden durch die Verschiebung der Konsolidierung in die Zukunft deutlich steigen."

Stark plädiert für eine Rückkehr zu solider Finanzpolitik. Im gegenwärtigen Umfeld sei aus seiner Sicht "davon auszugehen, dass positive Vertrauenseffekte aufgrund solider Finanzpolitik beträchtlich sein werden".

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