Die Isaf-Soldaten in Afghanistan sollen auf die Schulbank, das hat ihr Oberbefehlshaber John Allen angeordnet. Offenbar aus Gedankenlosigkeit hatten Isaf-Mitarbeiter Koran-Exemplare in einen Verbrennungsofen geworfen.
Die Entschuldigungen, die der General direkt an das afghanische Volk richtete, klangen demütig, ja sogar glaubhaft. Nur war dies zu spät, der Schaden ist angerichtet. Bei Protesten in mehreren afghanischen Städten starben bereits zahlreiche Menschen. Nun will der General für die Zukunft verhindern, dass seine Soldaten ähnlich unsensibel agieren.
Es gibt einen Fehler, den viele Afghanen nicht verzeihen - wenn sie das Gefühl bekommen, mit ihrer Religion werde nicht respektvoll umgegangen. Auch wenn es eine Ausnahme ist, was sich auf dem US-Stützpunkt in Bagram abgespielt hat, erklärbar ist ein solcher Vorfall im elften Jahr des Krieges am Hindukusch nicht. Einmal mehr zeigt sich: Viele Soldaten der Isaf-Truppe wissen immer noch zu wenig über das Land, in dem sie ihren Dienst verrichten.
Einer von Allens vielen Vorgängern hatte schon vor Jahren in einer Direktive seine Soldaten darauf hingewiesen, Afghanistan sei ein muslimisches Land und dies erfordere spezielle Rücksichten. Offenbar weiß das nicht jeder westliche Kämpfer.
Den jungen Soldaten ist das gar nicht primär anzulasten. Ihre militärischen Führer aber müssten ihnen - vor dem Einsatz am Hindukusch - die Bedeutung der Religion in einem konservativen Land erklären. Allens Aufklärungspläne sind eine gute Idee. Aber ein entsprechendes Curriculum hätte spätestens dann auf den Weg gebracht werden müssen, als der Westen die Taliban im Jahr 2001 gestürzt hatte.