Nach angeblichem Putschversuch:Bis zu 500 Tote bei Kämpfen im Südsudan

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Droht Südsudan ein Bürgerkrieg? Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen der südsudanesischen Armee sollen bis zu 500 Menschen getötet worden sein. Vorangegangen war ein Militärputsch - der fingiert gewesen sein soll.

Bei den jüngsten Kämpfen im Südsudan sind einem UN-Vertreter zufolge bis zu 500 Menschen getötet worden. In die Krankenhäuser der Hauptstadt Juba seien 400 bis 500 Leichen gebracht worden, sagte der Leiter der UN-Friedenseinsätze, Hervé Ladsous, Diplomaten zufolge vor dem Sicherheitsrat in New York.

Bei den Gefechten zwischen rivalisierenden Fraktionen der Armee seien etwa 80 Menschen verletzt worden. Zwischen 15.000 und 20.000 Menschen hätten sich seit Beginn der Kämpfe am Sonntag in die UN-Lager geflüchtet, wurde Ladsous weiter zitiert. Die Zahlen basierten demnach auf Angaben der Krankenhäuser, die Vereinten Nationen hätten sie wegen neuer Kämpfe am Dienstag bislang nicht überprüfen können.

In Juba, wo sich offenbar verschiedene ethnische Gruppen bekämpften, herrsche eine "extrem angespannte" Lage. Frankreichs Botschafter bei den UN, Gérard Araud, konnte die neuen Zahlen ebenfalls nicht bestätigen. Sicher sei aber, dass die Opferbilanz hoch sei, sagte er. Es gebe "Dutzende und Aberdutzende Opfer". Auch aus Pibor im östlichen Bundesstaat Jonglei würden Kämpfe gemeldet, sagte Araud weiter.

Fingierter Putschversuch?

Die Beratungen des UN-Sicherheitsrats waren von den USA beantragt worden, die die Gründung des Südsudan 2011 unterstützt hatten. Angesichts der jüngsten Gefechte kündigte Washington an, es ziehe alle nicht unbedingt notwendigen Diplomaten und Botschaftsmitarbeiter sofort ab.

Die Kämpfe zwischen Truppen, die Präsident Salva Kiir Mayardit gegenüber loyal sind, und Soldaten, die seinen langjährigen Rivalen und ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar unterstützen, waren am Sonntag ausgebrochen. Während Kiir der Ethnie der Dinka angehört, ist Machar ein Nuer. Kiir hatte am Montag von einem vereitelten Putsch Machars gesprochen. Einige Beobachter bezweifeln diese Darstellung und mutmaßen, dass sich Kiir Machars zu entledigen versuche. Am Dienstag hatte die Regierung erklärt, in Zusammenhang mit dem "Putschversuch" seien zehn Politiker festgenommen, darunter acht im Juli entlassene Minister.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte Präsident Kiir aufgefordert, seinen Gegnern ein "Dialogangebot" zu machen, um die Kämpfe zu beenden. Auch die Afrikanische Union äußerte sich "höchst besorgt" und mahnte eine Deeskalation an.

Der Südsudan, der im Jahr 2011 durch die Abspaltung vom Sudan seine Unabhängigkeit erlangte, gilt als instabil und unterentwickelt. Allerdings verfügt das verarmte Land über große Ölreserven. In einem erbitterten Bürgerkrieg innerhalb des Sudan wurden von 1983 bis zu einem Friedensabkommen im Jahr 2005 etwa zwei Millionen Menschen getötet.

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