Südsudan:Präsident spricht von vereiteltem Putsch

Neue Unruhe im Südsudan: Nach Gefechten zwischen regierungstreuen Soldaten und Kämpfern der Opposition meldet sich Präsident Kiir zu Wort. Man habe einen Putsch verhindert. Hinter dem Umsturzversuch stecke der frühere Vizepräsident Maschar.

Regierungstruppen haben im Südsudan nach Angaben von Präsident Salva Kiir einen Staatsstreich vereitelt. Der Staatschef sprach nach heftigen nächtlichen Kämpfen in der Hauptstadt Juba von einem "versuchten Putsch". Er machte den früheren Vizepräsidenten Riek Maschar dafür verantwortlich. Die Vereinten Nationen riefen zur Ruhe auf. Ein Sprecher der UN-Mission UNMISS sagte, hunderte Menschen hätten bei den Blauhelmen Schutz gesucht. In der Nacht zum Montag waren in Juba heftiges Geschützfeuer und Explosionen zu hören. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Kämpfe seien am Sonntag kurz vor Mitternacht offenbar zwischen zwei rivalisierenden Fraktionen der südsudanesichen Armee ausgebrochen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, viele Einwohner der Hauptstadt hätten sich aus Angst vor der Gewalt zu Hause eingeschlossen. Kiir sagte, die Regierung habe die Sicherheitslage in Juba mittlerweile "voll unter Kontrolle. Die Angreifer sind geflohen und unsere Streitkräfte verfolgen sie". Sie würden vor Gericht gestellt. Nach Angaben von Behördenvertretern gab es bereits mehrere Festnahmen. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Das Schicksal Maschars ist bislang unklar.

Kiir erklärte in einer Rede an die Nation, dass er solche "kriminellen Handlungen" gegen "unsere junge Nation nicht tolerieren" werde. Er kündigte eine unbefristete landesweite nächtliche Ausgangssperre von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens an. Die Botschaften der USA und Großbritanniens erklärten am Montagvormittag übereinstimmend, dass es offenbar Kämpfe bei zwei Militärkasernen in der Nähe des Stadtzentrums gegeben habe. Die beiden Botschafter forderten ihre Staatsangehörigen zwischenzeitlich auf, unnötige Bewegungen in Juba zu vermeiden. Das Auswärtige Amt in Berlin riet von Reisen in den Südsudan ab. Aus Luftfahrtkreisen verlautete, dass der Flughafen von Juba bis auf weiteres geschlossen sei. Angeblich waren auch die Grenzen zu den Nachbarländern Uganda und Kenia geschlossen. Der Südsudan, der 2011 durch die Abspaltung vom Sudan seine Unabhängigkeit erlangte, gilt als instabil und unterentwickelt. Präsident Kiir ist umstritten. In den vergangenen Wochen warfen ihm Führungsmitglieder der ehemaligen Rebellenorganisation und jetzt regierenden Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLM) öffentlich "diktatorisches" Verhalten vor. Der Unabhängigkeit war ein erbitterter Bürgerkrieg vorausgegangen, in dem von 1983 bis zu einem Friedensabkommen im Jahr 2005 nach amtlichen Angaben zwei Millionen Menschen getötet wurden. Die regierungskritische SPLM-Gruppe wird vom mächtigen Politiker Maschar angeführt, der auf beiden Seiten des Bürgerkriegs kämpfte und im Juli als Vizepräsident entlassen wurde. Zuvor hatte Maschar seine Kandidatur gegen Kiir bei der Präsidentschaftswahl 2015 angekündigt. Der Südsudan ist ein verarmtes Land, verfügt aber über große Ölreserven. In der sudanesischen Krisenregion Darfur sind nach UN-Angaben rund 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Der UN-Vertreter im Sudan, Ali al-Satari, sagte in der Hauptstadt von Nord-Darfur, Al Fascher, weitere 1,3 Millionen Menschen seien nach Schätzungen der Vereinten Nationen "ernsthaft von der Gewalt oder von Lebensmittelknappheit betroffen". Somit seien rund 3,2 Millionen Sudanesen in Darfur hilfsbedürftig. Darfur ist seit Jahren Schauplatz von Kämpfen rivalisierender Stämme sowie zwischen Rebellen und Truppen der Regierung in Khartum.

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