Mordversuch an pakistanischem Mädchen:Polizei nimmt mehrere Tatverdächtige fest

Ein Kopfschuss sollte die 14-jährige Menschenrechtsaktivistin Malala Yousafzai töten - jetzt hat die pakistanische Polizei mehrere Tatverdächtige festgenommen. Der Zustand des Opfers ist noch immer kritisch, Muslime in ganz Pakistan nutzten den Freitag als Gebetstag für das schwerverletzte Mädchen.

Nach dem Mordanschlag der Taliban auf die pakistanische Friedenspreisträgerin Malala Yousafzai hat die Polizei mehrere Männer festgenommen. Die Verdächtigen würden nun verhört, sagte der Polizeichef des Swat-Tals im Nordwesten Pakistans. Taliban-Kämpfer hatten die 14 Jahre alte Yousafzai am Dienstag auf dem Weg von der Schule nach Hause überfallen und ihr in den Kopf geschossen.

Malala Yousufzai Pakistan

Pakistanische Aktivisten tragen Plakate mit dem Foto der niedergeschossenen 14-jährigen Menschenrechtsaktivistin Malala Yousafzai durch Islamabad.

(Foto: AFP)

Die 14-Jährige liegt nach dem Anschlag noch immer auf der Intensivstation. "Laut Gehirnspezialisten und Intensivmedizinern ist Malalas Zustand zufriedenstellend, aber die nächsten 36 bis 48 Stunden sind entscheidend", sagte ein ranghoher Soldat des betreuenden Militärkrankenhauses in Rawalpindi. Sie werde beatmet und ständig überwacht.

Pakistans Ministerpräsident Raja Pervez Ashraf, der das Krankenhaus zusammen mit anderen Politikern am Freitag besuchte, bat die Menschen um Gebete für die Aktivistin. Außerdem gelobte er, die Extremisten zu bekämpfen. "Wir müssen zusammenhalten, gemeinsam diese Gefahr aus unserem geliebten Vaterland vertreiben und unsere Kinder retten", sagte Ashraf.

Viele Muslime in Pakistan nutzten den Freitag als Gebetstag für das schwerverletzte Mädchen. Die Zeitung Pakistan Today berichtete in ihrer Onlineausgabe von Zeremonien in den Moscheen von Islamabad, Lahore, Karachi, Peshawar und mehreren anderen Städten. In vielen Schulen wurden Gedenkminuten für das Anschlagsopfer abgehalten.

Weitere Drohung der Taliban

Malala Yousafzai hatte sich in ihrer Heimat für Kinderrechte eingesetzt - unter anderem für das Recht von Mädchen, die Schule besuchen zu dürfen. Im Jahr 2007 hatten die Islamisten die Herrschaft über das Swat-Tal übernommen und unter anderem Mädchenschulen geschlossen und eine eigene Rechtsprechung eingeführt.

Die pakistanische Armee vertrieb die Islamisten 2009 aus der Region - etwa zu dieser Zeit wurde auch Yousafzais Identität bekannt. Sie erhielt eine Auszeichnung für Tapferkeit von der pakistanischen Regierung und engagierte sich weiterhin für Mädchen- und Frauenrechte. Ein Engagement, das ihr am vergangenen Dienstag zum Verhängnis wurde, als ihr ein Talibankämpfer aus nächster Nähe in den Kopf schoss.

Die Taliban rühmten sich nach dem Anschlag für ihre Blutat und kündigten an, das Mädchen nicht entkommen zu lassen, wenn sie das Krankenhaus lebend verlassen sollte.

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