Landtag:Kraft im Silvester-U-Ausschuss: "Bedaure zutiefst, dass das geschehen konnte"

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Kraft wird im Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht befragt. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Die Ministerpräsidentin war kritisiert worden, weil sie nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht so lange schwieg. Ihr Image als große Kümmerin bröckelt.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Es sind Worte, die Hannelore Kraft an Neujahr hätte sagen sollen, spätestens am 4. Januar dieses Jahres. Dann hätte man sich diese ganze Veranstaltung womöglich sparen können. "Ich bedaure zutiefst, dass das geschehen konnte. Als Frau kann ich mich da hineinfühlen", sagt die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen im Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landtages, der die Vorfälle der Kölner Silvesternacht aufklären soll. Der untersuchen soll, warum es in der Neujahrsnacht knapp 1200 Anzeigen gab, davon 500 wegen sexueller Angriffe.

Die Parlamentarier wollen untersuchen, wie so etwas mitten in einer großen Stadt geschehen konnte. Und warum die Ministerpräsidentin so lange zu den Vorgängen schwieg. Die ganze Welt schaute in den Tagen nach Silvester auf Köln, die Kanzlerin äußerte sich, Donald Trump twitterte, nur Kraft schwieg. Erst am 11. Januar äußerte sich Kraft in der Talkshow "Hart aber fair" in einem größeren Rahmen. Im Nachhinein, sagt Kraft am Freitag, sei es "ein Fehler" gewesen, nicht früher vor die Kameras zu treten.

Silvesternacht
:Übergriffe in Köln: Polizist berichtet von Einflussnahme

Ein Beamter der Landesleitstelle habe gefordert, eine Vergewaltigungsmeldung zu stornieren, sagt ein Kriminalhauptkommissar vor dem Untersuchungsausschuss. Von einem Vertuschungsversuch will er nicht sprechen.

Mit dieser Aussage könnte der Untersuchungsausschuss seine Arbeit für Freitag eigentlich beenden. Weil in Nordrhein-Westfalen aber Wahlkampf ist, fragt die CDU-Opposition noch fleißig weiter, man kann es Aktentiefseetauchen nennen. Die Opposition würde gerne Formulierungsentwürfe sehen für eine Pressemitteilung und möchte wissen, wann ihr Regierungssprecher in welche Lokalzeitung geschaut habe.

Interessanter wird es, wenn die CDU-Abgeordnete Ina Scharrenbach fragt, ob Kraft einmal ein Opfer jener Nacht getroffen habe? Es geht jetzt um das Image der Landesmutter, um das Bild der großen Kümmerin, das Kraft im beginnenden Landtagswahlkampf gerne wieder von sich zeichnen würde. Ob sie also ein Opfer getroffen habe? Einmal am Rande einer Talkshow, sagt Kraft. Sehr "aufwühlend" sei das gewesen, sagt Kraft. Und sonst nie, fragt die Abgeordnete Scharrenbach? Kraft sagt, solche Gespräche hätten nur "hochspezialisierte" Kräfte führen können. Früher sahen viele Kraft auch einmal als Spezialistin für zwischenmenschliche Fragen.

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