Kuba:Wie Barack Obama die letzten Reste des Kalten Kriegs begräbt

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"Si se puede", sagte Obama im Großen Theater von Havanna - die spanische Version seines früheren Wahlslogans "Yes we can". (Foto: dpa)

Der US-Präsident fordert in Havanna US-Politiker auf, endlich das Embargo fallen zu lassen. Doch er mahnt auch seinen kubanischen Amtskollegen Castro.

Von Boris Herrmann, Havanna

Zum Ende seiner historischen Kubareise hat US-Präsident Barack Obama die Kubaner dazu aufgerufen, mehr Demokratie zu wagen. "Die Zukunft Kubas muss in den Händen des kubanischen Volkes liegen", sagte er bei seiner mit Spannung erwarteten Rede im Großen Theater von Havanna.

"Sí se puede", rief Obama unter großem Jubel auf Spanisch - die Übersetzung seines früheren Wahlkampfslogans "Yes we can". Die Rede wurde im Staatsfernsehen übertragen und war ausdrücklich "an das kubanische Volk" gerichtet. Kubas Präsident Raúl Castro und sein möglicher Nachfolger, Vizepräsident Miguel Díaz-Canel, waren unter den 1100 Zuschauern im Publikum.

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Es war nicht die kubanische Hinwendung zum Kommunismus, der die Nachbarn entzweite. Sondern das Jahr 1898, das für die Insel zum Nationaltrauma wurde.

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Starke idelogische Differenzen

"Die Demokratie ist der Weg des Fortschritts", ließ Obama seine Zuhörer im Theater und vor den Fernsehbildschirmen wissen. Obama sprach Castro direkt an, als er sagte: "Fürchten Sie nicht die kritischen Stimmen des kubanischen Volkes." Obama betonte, dass es weiterhin starke ideologische Differenzen zwischen den Vereinigten Staaten und dem sozialistischen Kuba gebe. Er sprach allerdings deutlich länger über die Gemeinsamkeiten. "Wir sind alle Amerikaner", sagte er.

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Die "Air Force One" ist in Havanna gelandet. Nach einem knappen Jahrhundert besucht wieder ein US-Präsident Kuba - und es gefällt Barack Obama sichtlich. Die Bilder.

Obama ist der erste US-Präsident seit 88 Jahren, der Kuba besucht. Eines der Hauptziele seiner Reise ist es, den Ende 2014 begonnenen Annäherungsprozess mit dem einstmals verfeindeten Nachbarstaat unumkehrbar zu machen. Zuvor hatte über 50 Jahre Eiszeit zwischen den beiden Nachbarstaaten geherrscht. Ein Streitpunkt ist die Menschenrechtslage, die sich in letzter Zeit nach Meinung von Aktivisten eher verschlechtert als verbessert hat.

Das Wirtschaftsembargo, eine veraltete Bürde

Der 1961 geborene Obama sagte, Zeit seines Lebens sie die Insel isoliert gewesen, die nur 90 Meilen vom amerikanischen Festland entfernt sei. "Ich bin hierhergekommen, um die letzten Reste des Kalten Krieges zu begraben", rief der US-Präsident unter tosendem Applaus. Eine Politik, die im Kalten Krieg entwickelt wurde, tauge nicht im 21. Jahrhundert. Die 50 Jahre Isolation stellte Obama als nur "ein Kapitel" in der längeren Geschichte der Freundschaft beider Völker dar. Immer wieder zitierte er den kubanischen Nationaldichter José Martí, um seine Vision von einer friedlichen Zukunft zwischen Kuba und den USA auszuführen, etwa als er sagte: "Die Freiheit ist das Recht aller aufrechten Menschen." Der Freiheitsheld Martí ist so ziemlich die einzige Konsensgestalt, die Kuba hat.

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Zum ersten Mal seit 88 Jahren besucht ein US-Präsident Kuba. Obama reist mit einer offiziellen Delegation an, um die erbitterte Nachbarschaftsfehde zu beenden. Raúl Castro will mit US-Dollars den Sozialismus retten.

Obama blieb zurückhaltend, nur an wenigen Stellen wurde er so konkret politisch wie bei der Frage des seit 1961 bestehenden US-Handelsembargos für Kuba. Aus Sicht von Castro ist das die größte Barriere auf dem Weg zu einer Normalisierung der Beziehungen. Obama versprach, er werde alles ihm Mögliche tun, damit das Embargo vollständig aufgehoben werde: "Es ist eine veraltete Bürde für das kubanische Volk, es ist eine Bürde für US-Amerikaner, die in Kuba investieren oder dort Unternehmen betreiben wollen", sagte er, und das war eher an den Kongress zu Hause gerichtet. Obama hatte das Embargo zuletzt zwar gelockert, doch nur der US-Kongress kann es völlig aufheben. Dagegen sträuben sich die Republikaner.

Nach der Rede wollte sich Obama mit Dissidenten treffen und ein Baseballspiel zwischen den Tampa Bay Rays und einer kubanischen Auswahl besuchen. Danach wollte er nach Argentinien weiterreisen.

© SZ vom 23.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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