Köhler und der Rücktritt:"Ich fühle mich sehr gut damit"

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"Ich bin mit mir absolut im Reinen": Wie Altbundespräsident Horst Köhler seinen Rücktritt verteidigt.

Roman Deininger

Der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler hat seinen Rücktritt erstmals öffentlich verteidigt. "Ich bin mit mir absolut im Reinen", sagte Köhler der Süddeutschen Zeitung am Sonntag bei einem Besuch in Ottobeuren im Allgäu.

"Ich werde nicht von der politischen Bildfläche verschwinden": Horst Köhler (Foto: dpa)

"Die Entscheidung ist sehr bewusst gefallen, und ich fühle mich sehr gut damit." Er wundere sich darüber, "dass weiter nach möglichen Gründen für meinen Schritt gebohrt wird, denn ich habe meine Gründe ganz klar benannt".

Bei seiner kurzen Presseerklärung am 31. Mai in Schloss Bellevue hatte Köhler auf die Kritik an einem Interview zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr verwiesen, die den notwendigen Respekt vor seinem Amt habe vermissen lassen. Die Unterstellung, er befürworte einen grundgesetzwidrigen Einsatz der Bundeswehr zur Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen, entbehre jeder Grundlage.

Köhler besuchte auf Einladung seines langjährigen Weggefährten Theo Waigel (CSU) ein Konzert des Bayerischen Staatsorchesters in der Barockbasilika des Klosters Ottobeuren. Köhler war von 1990 bis 1993 Staatssekretär des Ministers Waigel im Bundesfinanzministerium.

Der Konzertbesuch war sein erster öffentlicher Auftritt nach dem Großen Zapfenstreich in Berlin. Als er die Kirche betrat, applaudierte das Publikum kräftig und lange. Köhler sagte, dieser und anderer Zuspruch, den er nach dem Rücktritt erhalten habe, sei "eine schöne Bestätigung, dass die Menschen mit mir etwas Positives verbinden".

Köhler sieht Kluft

In Bezug auf die gegensätzlichen Reaktionen auf seinen Rücktritt sagte Köhler, er nehme "grundsätzlich eine Kluft zwischen den Bürgern und den Teilnehmern des politischen Prozesses" wahr. "Das ist etwas, was mich sehr nachdenklich macht. Wir Deutsche müssen diese Kluft dringend schließen."

Köhler kritisierte in dem Zusammenhang die Medien: "Ihnen kommt die Rolle zu, eine Brücke zu schlagen zwischen den Bürgern und der Politik. Aber dieser Aufgabe kommen sie nicht ausreichend nach." Zu seinen Zukunftsplänen wollte sich Köhler noch nicht äußern: "Ich werde in Ruhe über die Dinge nachdenken, die ich tun will. Aber eines kann ich versprechen: Ich werde nicht von der politischen Bildfläche verschwinden."

© SZ vom 28.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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