Iran: Kritik an Rafsandschani:"Die Regierung ist von Gott legitimiert"

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Das konservative Lager kritisiert Rafsandschani: Der Ex-Staatschef unterstütze "Verbrecher". Der neue Chef der Atombehörde wirbt indes beim Westen um Verständnis.

Der einflussreiche Geistliche Akbar Haschemi Rafsandschani hat mit seinem Angriff auf die iranische Führung beim Freitagsgebet die Kritik der regierungsnahen Presse auf sich gezogen. Beim Freitagsgebet hatte Rafsandschani die Freilassung politischer Gefangener gefordert und gesagt, die iranische Führung habe das Vertrauen der Bevölkerung verloren.

Rafsandschani hatte die Regierung kritisiert. Nun wirft man ihm die Unterstützung von Verbrechern vor. (Foto: Foto: laif)

Damit unterstütze er öffentlich Verbrecher, hieß es in einem Leitartikel der Zeitung Kaihan, deren Chefredakteur vom geistlichen Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, bestimmt wird. Rafsandschani habe beim Freitagsgebet "unlogische und unbegründete Anschuldigungen" zum Ablauf der Wahl am 12. Juni geäußert und nicht die wahren Gründe für Unzufriedenheit im Volk genannt, heißt es. Wenn das Volk Zweifel hege, "dann bezüglich des Ursprungs der Krawallmacher und (denen) hinter den Unruhen".

Die Zeitung warf Rafsandschani vor, die regierungskritischen Proteste der vergangenen Wochen mit mindestens 20 Todesopfern offen unterstützt zu haben. "Er hätte die Ermordung unschuldiger Menschen, die Plünderei ihres Besitzes und Feuer in öffentlichen Gebäuden verurteilen müssen", schrieb Kaihan. Statt von einer "Krise" müsse derzeit von einer "Verschwörung" gegen die Führung im Land gesprochen werden. Teheran hatte westlichen Staaten, insbesondere Großbritannien, vorgeworfen, die Proteste angestiftet zu haben.

Ein Mitglied des einflussreichen Wächterrats, Ayatollah Mohammed Jasdi, sagte der Nachrichtenagentur Isna, die Regierung sei von Gott, nicht vom Volk legitimiert. "Herr Rafsandschani hat diesen wichtigen islamischen Punkt ignoriert", fügte der Geistliche hinzu.

Neuer Atom-Chef wirbt für gegenseitiges Vertrauen

Unterdessen hat der neue Chef der iranischen Atomenergie-Behörde zur Vertrauensbildung aufgerufen, um den Streit mit dem Westen beizulegen. "Wir hoffen, dass im Gegensatz zu den vergangenen sechs Jahren mehr Anstrengungen unternommen werden, das gegenseitige Vertrauen zu stärken, um diesen seit sechs Jahren andauernden Konflikt zu beenden", sagte Ali Akbar Salehi im Staatsfernsehen. Er ließ aber nicht erkennen, dass der Iran die besonders umstrittene Anreicherung von Uran aussetzen wird.

Der in den USA ausgebildete Salehi ist Experten zufolge an einem Ende des Atomkonflikts interessiert. Seine Organisation stehe zu ihren internationalen Verpflichtungen, aber auch zum Recht des Iran auf Atomenergie, sagte Salehi in dem Interview.

"Weil die Stabilität der Welt von der des Iran anhängt, sollten wir diesen Konflikt auf die best mögliche Weise beenden." Salehis Behörde ist für das iranische Atomprogramm zuständig, führt aber nicht die Verhandlungen mit den fünf Vetomächten im UN-Sicherheitsrat und Deutschland.

© AFP/Reuters/luw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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