Dieser Mann weiß, wie man heikle Aufgaben löst. Das dürfte Ali Akbar Salehi bei seinem neuen Job als Chef der iranischen Atomenergiebehörde helfen. Salehi war Gesandter seines Landes bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, als das geheime Nuklearprogramm der Islamischen Republik aufflog. Fast das ganze Jahr 2003 brachte er damit zu, die Wogen zumindest so weit zu glätten, dass die Verstöße seiner Regierung gegen den Atomwaffensperrvertrag nicht direkt an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen berichtet wurden.
Dabei bewies er einiges diplomatisches Geschick. Schon damals bediente sich Salehi, der seinen Botschafterposten bei der IAEA 1998 antrat, jener Taktik, die Irans Verhalten im Atomstreit bis heute prägt: Durchlavieren mit einer Mischung von Zugeständnissen und Drohungen, mit hartnäckigem Leugnen Zeit schinden und nicht mehr kooperieren als gerade nötig.
Im Dezember 2003, noch unter dem reformorientierten Präsidenten Mohammed Chatami, unterzeichnete der heute 60 Jahre alte Salehi das Zusatzprotokoll zum Sperrvertrag. Es erlaubte ausländischen Inspektoren, unangemeldet Atomanlagen zu kontrollieren und nach Fabriken zu fahnden, die Iran nicht deklariert hat - ein Schritt, den Präsident Mahmud Ahmadinedschad wieder rückgängig machte, als die IAEA dann doch den UN-Sicherheitsrat anrief.
Zugleich hat Salehi aber nie Zweifel daran gelassen, dass Iran das Recht habe, Uran anzureichern und sein Atomprogramm nicht stoppen werde. Er drohte gar, Teheran könne aus dem Atomwaffensperrvertrag aussteigen, als die IAEA Iran ein Ultimatum stellte, um endlich offene Fragen zum Atomprogramm zu beantworten. Von seiner Ernennung zum Chef der Atomenergiebehörde ist also kaum ein Politikwechsel zu erwarten, wenn nicht Ahmadinedschad und der geistliche Führer Ali Chamenei ihre Strategie ändern.
Salehi zeigte sich angesichts seiner guten Arbeit in Wien enttäuscht, als er 2004 zurückbeordert wurde, um als Berater des Außenministers zu fungieren. Er kehrte als Professor an die Sharif-Universität für Technologie in Teheran zurück, der er schon als Kanzler vorgestanden hatte, um dort wieder Nuklearphysik zu unterrichten. Seine naturwissenschaftliche Ausbildung hatte er in den siebziger Jahren an der Amerikanischen Universität in Beirut erhalten, seinen Doktortitel machte er 1977 am Massachusetts Institute of Technology in den USA mit einer Arbeit über Reaktorphysik. Amerika unterstützte damals den Plan des Schahs, Dutzende Atomkraftwerke zu bauen, brachte den iranischen Wissenschaftlern die nötige Theorie bei und schulte sie auch in der technischen Anwendung - von Reaktortechnik bis zu den Methoden der Urananreicherung.
Nach der Wahl von Präsident Ahmadinedschad 2005 wurde Salehi als Außenminister gehandelt, dann aber doch nicht berufen. Sein neues Amt verleiht ihm weniger Macht als ein Ministerposten; er verantwortet die technische Seite des Atomprogramms, nicht die politische. Doch Salehi dürfte zu Ende bringen, was er als Student begann: Irans erstes Atomkraftwerkin Betrieb nehmen - den Meiler in Buschir.