Irak:UN: IS-Kämpfer missbrauchen Zivilisten als Schutzschilde

Irak: Nach den vom IS verübten Anschlägen patouilliert ein kurdischer Soldat in einem südlichen Stadtviertel von Kirkuk.

Nach den vom IS verübten Anschlägen patouilliert ein kurdischer Soldat in einem südlichen Stadtviertel von Kirkuk.

(Foto: AFP)
  • Die Terrormiliz Islamischer Staat missbraucht offenbar Zivilisten als menschliche Schutzschilde, berichtet der UN-Menschenrechtsrat.
  • Nach der Offensive auf die IS-Hochburg Mossul hat die Terrormiliz offenbar einen Gegenangriff gestartet.
  • Bei Anschlägen um die kurdische Stadt Kirkuk kamen mindestens 16 Menschen ums Leben, es gibt Berichte von Dutzenden Kämpfern, die auf die Stadt vorrückten.

Der Islamische Staat (IS) setzt offenbar Zivilisten aus der Umgebung seiner irakischen Hochburg Mossul als menschliche Schutzschilde ein. 550 Familien seien aus umliegenden Dörfern in die Nähe von IS-Einrichtungen in der Stadt gebracht worden, sagte eine Sprecherin des UN-Menschenrechtsrats. Sie berief sich auf "bestätigte Informationen" aus der Region.

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte untersucht auch Berichte, wonach der IS etwa 40 Bewohner eines Dorfes bei Mossul getötet habe. Die UN-Angaben decken sich der Organisation zufolge mit Aussagen von Bewohnern der Region, die sie telefonisch der Nachrichtenagentur Reuters schon kurz nach Beginn der Offensive der Anti-IS-Koalition auf Mossul übermittelt hatten.

Zuvor hatten Kämpfer der Terrormiliz bei einem Großangriff auf die irakische Stadt Kirkuk mindestens 16 Menschen getötet. Ziele der Attacken waren ein Kraftwerk außerhalb der kurdisch kontrollierten Stadt und ein Polizeirevier im Zentrum, wie die Polizei mitteilte.

Kirkuk liegt gut 170 Kilometer südöstlich der IS-Hochburg Mossul, auf die Regierungstruppen und kurdische Kämpfer seit Beginn einer Großoffensive am Montag vorrücken.Beobachter werteten den Angriff in Kirkuk als Versuch des IS, die Schlacht in die Gebiete ihrer Gegner zu tragen.

Die Extremisten verübten in den vergangenen Wochen und Monaten auch immer wieder Anschläge in der Hauptstadt Bagdad, um das Vertrauen in die irakische Zentralregierung zu untergraben.Bei der Attacke auf das Kraftwerk in Dibis nördlich von Kirkuk seien am Freitag elf Arbeiter ums Leben gekommen, darunter zwei aus dem Iran, teilte die Polizei mit.

Schwarzer Rauch über der Stadt

Die Angreifer seien mit Waffen in die Anlage gestürmt, hätten Geiseln genommen und sich selbst in die Luft gesprengt, als die Polizei eingetroffen sei, sagte ein Sprecher. Auch das Zentrum von Kirkuk wurde am Freitag von Explosionen erschüttert. Extremisten mit Sprengsätzen und Sturmgewehren hätten dort am Freitag ein Polizeirevier attackiert, berichteten Augenzeugen.

Der IS übernahm über sein Sprachrohr Amak die Verantwortung für den Angriff. Mehrere der Angreifer seien schließlich bei Feuergefechten getötet worden, zwei verschanzten sich am Mittag aber immer noch in einem Hotel, berichtete ein örtlicher kurdischer Fernsehsender.

Auf den Fernsehbildern war schwarzer Rauch über der Stadt zu sehen, im Hintergrund hallte Maschinengewehrfeuer. Ob auch Polizisten oder Zivilisten bei dem Angriff ums Leben gekommen waren, blieb zunächst unklar.Im Chaos nach dem Eroberungszug des IS im Jahr 2014, bei dem die Extremisten Mossul und andere Landesteile im Norden und Westen des Iraks eingenommen hatten, etablierten sich kurdische Truppen in Kirkuk.

Sie argumentierten damals, dass sie die ölreiche Stadt lediglich vor dem IS schützen wollten, die Zentralregierung in Bagdad sah die Einnahme der Stadt aber als Versuch der Kurden, Kirkuk in ihre weitgehend autonome Region im Norden des Iraks einzugliedern.Kurdische Peschmerga-Kämpfer und irakische Soldaten versuchen derzeit Seite an Seite mit sunnitischen Stammeskämpfern und schiitischen Milizen, den IS aus seiner Hochburg Mossul zu vertreiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: