Hillary Clinton:Riskante Wahl

Sie könnte die Kandidatin der Demokraten werden. Diese sollten aber nicht alles auf eine Karte setzen.

Von Nicolas Richter

Welch ein abenteuerliches Glücksspiel, dem sich die Demokraten in Amerika hingeben: Um die Präsidentschaftswahl 2016 zu gewinnen, setzen sie schon anderthalb Jahre vorher alles auf eine einzige Karte, auf Hillary Rodham Clinton. Während die Republikaner gerade den Eindruck erwecken, es wolle sich jedes zweite Parteimitglied für das Weiße Haus bewerben, während ihr Blatt also gespickt ist mit diversen Buben (und etlichen Luschen), begnügt sich die Demokratische Partei mit nur einem einzigen Trumpf.

Clinton, die gerüchtehalber am Wochenende ihre Kandidatur erklären wird, wäre freilich eine formidable Wettbewerberin. Sie ist finanziell bestens ausgestattet und hat mehr diplomatische Erfahrung als alle republikanischen Rivalen zusammen. Sie wäre im Spiel um das höchste Amt das Maß aller Dinge, vielleicht kann sie sich sogar nur selbst schlagen. Genau darin aber liegt das Risiko: Clinton macht sich das Leben oft selbst schwer, mit ungeschickten Auftritten und auch kleineren Regelverstößen, wie zuletzt in der E-Mail-Affäre. Ferner könnten die Amerikaner der ewigen Clinton- und Bush-Clans allmählich müde sein.

Sollte Clinton, immerhin 67 Jahre alt, am Ende doch nicht antreten, über einen Fehler stürzen oder es versäumen zu begeistern, bliebe ihre Partei ohne Alternative. Die Demokraten könnten den Spieltisch mit seinem republikanischen Gedränge dann gleich verlassen.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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