Guttenberg-Nachfolgerin Emmi Zeulner:"Es ist nicht gottgegeben, dass die CSU gewinnt"

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CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. (Foto: oH)

Krankenschwester Emmi Zeulner aus Oberfranken ist als jüngste Abgeordnete direkt in den Bundestag gewählt worden. Im SZ.de-Interview beschreibt die 26-Jährige die Sozialdemokraten und Grünen ihrer Heimat als "hochanständig" und erklärt, was sie mit ihrem berühmten Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg gemeinsam hat.

Von Oliver Das Gupta

Wirtstochter, Krankenschwester, Korbstadtkönigin - und nun sitzt sie im Bundestag: Emmi Zeulner aus dem oberfränkischen Lichtenfels hat für die CSU das Direktmandat im Wahlkreis Kulmbach gewonnen. Sie erreichte 56.9 Prozent der Erststimmen.

Süddeutsche.de: Glückwunsch, Frau Zeulner. Haben Sie den Einzug in den Bundestag ausgiebig gefeiert?

Emmi Zeulner: Wir hatten eine Wahlparty, aber die dauerte nur bis Mitternacht. Ich habe keinen Alkohol getrunken, weil ich fit sein wollte. Wenig geschlafen habe ich trotzdem. Das ist schon sehr aufregend. Ich finde es toll, dass mir so viele Menschen ihr Vertrauen geschenkt haben. Für mich ist das eine große Ehre.

Kennen Sie Berlin schon einigermaßen?

Bislang nur von einigen Besuchen, aber so richtig gut kenne ich mich noch nicht aus. Ich muss mich bald nach einer Wohnung umsehen - dafür wollte ich auf jeden Fall die Wahl abwarten.

Dabei war sich die CSU ziemlich sicher, den Wahlkreis zu gewinnen.

Das sehe ich anders. Es ist nicht gottgegeben, dass die CSU gewinnt. Wir müssen uns immer wieder das Vertrauen der Bürger erarbeiten. Ich habe bislang nur Vorschusslorbeeren erhalten, nun freue ich mich darauf für meine Heimat zu arbeiten.

In welchem Bundestagsausschuss würden Sie gerne künftig mitarbeiten?

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Karl-Theodor zu Guttenberg war der Stimmenkönig bei der Bundestagswahl 2009. Seine Nachfolgerin in Kulmbach heißt Emmi Zeulner, im elterlichen Wirtshaus tat sie sich als Ersatzfrau beim Schafkopfen hervor. Die 26-Jährige ist aber nur eines von vielen neuen bayerischen Gesichtern in Berlin. Eine Übersicht.

Ich würde gerne in den Gesundheitsausschuss. Der ganze Bereich interessiert mich sehr, weil ich ja gelernte Krankenschwester bin. In Berlin möchte ich gerne eine Stimme für den Pflegebereich sein.

Haben Sie da schon eine konkrete Idee?

Zum Beispiel gibt es Hebammen, die sich zusätzlich zu Familienhebammen weiterbilden können. Ein spannenender Ansatz: Niemand kommt an Eltern mit kleinen Kindern so nah heran wie Hebammen. Familienhebammen begleiten Babys etwas weiter auf deren Lebensweg. Sie können sofort und direkt helfen, wenn eine Mutter oder eine junge Familie mehr Unterstützung braucht oder es Probleme gibt. Diese Möglichkeit sollte auf jeden Fall gefördert werden. Dazu gehören entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten und eine angemessene Bezahlung.

Und der andere Vorschlag?

Es gibt in meiner Heimat wie überall im ländlichen Raum einen Mangel an Haus- und Fachärzten. Dabei gibt es viele Leute aus der Region, die gerne Medizin studieren würden und meist schon eine Ausbildung zum Beispiel als Rettungssanitäter haben. Manchmal ist für die der Numerus Clausus zu hoch. Mein Vorschlag wäre, ihnen den Zugang zum Studium zu erleichtern, unter der Bedingung, dass sie in der Heimat bleiben. Das wäre von Nutzen für alle.

Zuerst aber muss eine neue Regierung gebildet werden. Die Union steht im Bund nun vor der Frage, ob Sie mit der SPD oder mit den Grünen koalieren soll. Was empfehlen Sie denn?

Bislang beschränkt sich meine Erfahrung auf die Kommunalpolitik. In meiner Heimatregion kenne ich die politischen Mitbewerber. Das sind alles hochanständige Menschen, auch wenn wir uns in unseren Politikansätzen unterscheiden. Reden kann ich mit allen gut, Probleme gibt es keine.

Nicht mal mit der Linken?

Die ist bei uns in Lichtenfels nicht vertreten.

Generell: Grüne oder Sozialdemokraten - wer ist Ihnen denn lieber?

(lacht) Sie lassen wohl nicht locker. Aber meine Antwort bleibt dieselbe: Menschlich komme ich sowohl mit den Sozialdemokraten als auch mit den Grünen in meiner Heimat zurecht. Ich bin gespannt, wie es in Berlin sein wird.

In einem Satz: Warum sind Sie in die Politik gegangen?

Aus Überzeugung, weil ich für die Menschen und den ländlichen Raum arbeiten will.

Den Wahlkreis haben Sie von Karl-Theodor zu Guttenberg übernommen. Was haben Sie für Gemeinsamkeiten außer der Heimatregion und der Parteimitgliedschaft?

(lacht) Ich glaube: keine.

Wie lange wollen Sie in der großen Politik bleiben?

Ich unterbreche mein Wirtschaftsstudium und werde die nächsten vier Jahre alles daran setzen, die Bürger gut zu vertreten. Und falls ich eines Tages mal nicht mehr in der Politik sein sollte, ist das auch nicht schlimm. Krankenschwester ist ein krisensicherer Job.

Linktipp: "Die Brunzkartlerin" - SZ-Porträt von Emmi Zeulner vom Juni 2013.

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