Gewalt in Thailand:Sicherheitskräfte schießen - mehrere Tote

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Die Lage in Bangkok eskaliert: Sicherheitskräfte gehen gegen Regierungsgegner vor, mehrere Menschen sterben. Auch Journalisten werden verletzt.

Bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und oppositionellen Demonstranten in Thailands Hauptstadt Bangkok sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet unter Berufung auf örtliche Krankenhäuser von mindestens fünf Toten.

Die Unruhen in Thailands Hauptstadt eskalieren - Teile Bangkoks gleichen einem Kriegsgebiet. (Foto: Foto: Reuters)

Soldaten der thailändischen Armee und bewaffnete Sicherheitskräfte, die zuvor in Richtung eines der seit Wochen von Regierungsgegnern besetzten Areale vorgerückt waren, feuerten auf Anhänger der oppositionellen Rothemden.

Wie ein Sprecher der Rettungskräfte sagte, wurden mindestens zwölf weitere Menschen verletzt. Unter den Verletzten waren auch zwei Journalisten. Wie der französische Fernsehsender France 24 mitteilte, wurde ein Kanadier, der für den Sender arbeitet, durch einen Schuss am Bein verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Der zweite verletzte Journalist war ein Fotograf der thailändischen Zeitung Matichon.

In den Straßen des Geschäftszentrums fielen erneut Schüsse. Zivilisten liefen in Panik davon, als sich am Freitag Soldaten einer seit Wochen von den Demonstranten besetzten Straße näherten.

Die Armee hatte nach eigenen Angaben den Befehl, das Gebiet zu räumen. Armeesprecher Sunsern Kaewkumnerd sagte zur Begrünung, die Regierungsgegner hätten Sicherheitsheitskräfte mit Waffen bedroht.

Übergelaufener General ringt mit dem Tode

In dem Gebiet hielten sich demnach rund 2000 Demonstranten auf. Zuvor hatten die Behörden bereits den Strom in der Demonstrationszone abgeschaltet Am Donnerstagabend war die Gewalt in dem Gebiet eskaliert.

Ein weiterer Demonstrant wurde schon am Donnerstag getötet und mindestens acht weitere wurden verletzt, darunter auch ein prominenter General, der zu den Rothemden übergelaufen war. Der General Khattiya Sawasdipol war nach Krankenhausangaben weiter bewusstlos und hatte nur eine geringe Überlebenschance.

Die Sicherheitskräfte wiesen jegliche Verantwortung zurück. Der Vorfall sei für das Militär "völlig unerwartet" gewesen, sagte der Armeesprecher Dithaporn Sasasmit. Alle Soldaten hätten die Anweisung gehabt, nicht auf Unbewaffnete zu schießen.

Auch ein ausländischer Journalist ist von einem Schuss getroffen worden. Sein Zustand war unklar. Der Mann war zwischen protestierende Regierungsgegner und Soldaten geraten. Die Nationalität des Journalisten war zunächst unbekannt. Er trug eine Videokamera. Demonstranten brachten ihn weg.

Die Demonstranten gehören mehrheitlich der verarmten Landbevölkerung an und sind Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra. Sie werfen Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva vor, allein im Dienste der Eliten zu stehen, und fordern seinen Rücktritt und Neuwahlen. Abhisit hatte in der vergangenen Woche nachgegeben und einen Versöhnungsplan vorgeschlagen, der vorgezogene Parlamentswahlen im November einschließt. Seine Gegner erklärten sich im Grundsatz einverstanden, erhoben aber neue Forderungen. Am Mittwoch ließen die Rothemden ein Ultimatum für die Räumung des Bangkoker Stadtzentrums verstreichen, Abhisit zog sein Angebot daraufhin zurück.

Das Auswärtige Amt (AA) rät wegen der gewaltsamen Ausschreitungen dringend von Reisen nach Bangkok ab. Wer sich bereits in der thailändischen Hauptstadt befinde, solle den Versammlungsort der außerparlamentarischen Opposition, der sogenannten Rothemden, sowie generell Menschenansammlungen und Demonstrationen weiträumig meiden, teilte das AA mit. Der Betrieb auf dem Bangkoker Flughafen laufe normal. Die Tourismusregionen im Süden des Landes seien von den Demonstrationen derzeit nicht betroffen.

Der Tourismuskonzern Tui stoppte am Freitag mit sofortiger Wirkung das Reiseprogramm nach Bangkok bis einschließlich 31. Mai. Alle anderen Thailandreisen finden uneingeschränkt statt, wie das Unternehmen in Hannover mitteilte. Die 16 Tui-Kunden, die sich derzeit in Bangkok befänden, könnten vorzeitig heimkehren oder ihren Urlaub in den Baderegionen des Landes fortsetzen, sagte eine Konzernsprecherin. Bis Ende Mai seien fast 400 Kunden von dem Reisestopp betroffen.

© AFP/Reuters/apn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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