Friedensprozess:Ein bisschen Frieden für Kolumbien

Regierung und Farc-Rebellen unterzeichnen ein neu verhandeltes Abkommen. Doch ist dem Frieden zu trauen? Das sagen Kriegsopfer, Kämpfer, Gegner und Befürworter.

Von Benedikt Peters

1 / 9
(Foto: REUTERS)

In diesen Minuten unterzeichnen Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (links im Bild) und Farc-Anführer Rodrigo Londoño alias "Timochenko" ein Friedensabkommen - mal wieder. Anfang Oktober hatten die Kolumbianer in einer Volksabstimmung den ersten unterschriebenen Friedensvertrag gekippt, Rebellen und Regierung mussten nachverhandeln. Was Gegner und Befürworter, Kriegsopfer und Kämpfer sagen - ein Überblick.

2 / 9
(Foto: REUTERS)

Kolumbiens Präsident Santos, der für die mehr als vierjährigen Verhandlungen mit den Farc-Rebellen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, lobt das Abkommen. Es sei ein Vertrag "für alle Kolumbianer", verkündet er in einer Fernsehansprache. Doch das sehen längst nicht alle seiner Landsleute so.

3 / 9
(Foto: AP)

Der prominenteste Gegner des Vertrags ist Álvaro Uribe Vélez. Der Ex-Präsident steht an der Spitze der "Nein"-Kampagne. Er kritisiert zentrale Punkte, etwa, dass die Farc-Rebellen eine politische Vertretung im kolumbianischen Parlament bekommen sollen. Außerdem seien die geplanten Gefängnisstrafen - in vielen Fällen gilt eine Obergrenze von acht Jahren - zu weich. Dabei zeigt er sich auch oft Uribe als Populist: Durch den Friedensvertrag könne sich Kolumbien "in ein zweites Venezuela" verwandeln, sagt er der SZ.

4 / 9
(Foto: Mario Tama/AFP)

Uribes Argumente haben bei vielen Kolumbianern Anklang gefunden. In einer Volksabstimmung über die erste Version des Friedensvertrags stimmt eine hauchdünne Mehrheit - 50,23 Prozent - mit "Nein". Die Wahlbeteiligung in dem Referendum vom 2. Oktober lag allerdings nur bei etwa 37 Prozent.

5 / 9
(Foto: REUTERS)

Auffällig daran: Vor allem in den Großstädten, in denen der Konflikt seit Jahren nur noch wenig präsent ist, stimmt eine Mehrheit der Kolumbianer gegen den Friedensvertrag. Das Bild zeigt eine Straßenszene in Bogotá.

6 / 9
(Foto: AFP)

In ländlichen Regionen, dort, wo die meisten Opfer des Krieges leben, stimmen die Menschen jedoch mehrheitlich für den Vertrag. Auf einer Reise durch das Land verstärkt sich dieser Eindruck. Viele Menschen, die durch den Konflikt vertrieben wurden oder Angehörige verloren haben, sagen, sie befürworteten das Abkommen. Das Bild zeigt einen Bauern mit seinen Kindern im Department Cauca im Süden Kolumbiens.

7 / 9
(Foto: AFP)

Nach dem "Nein" im Referendum haben Präsident Santos (im Bild) und die Farc-Rebellen nachgebessert. Dem neuen Vertragstext zufolge soll nun Vermögen der Farc herangezogen werden, um Opfer des Bürgerkriegs zu entschädigen. Strafen können nicht mehr an beliebigen Orten im Hausarrest abgesessen werden, sondern nur in bestimmten, staatlich kontrollierten Zonen. Die Kernpunkte der ersten Version, Maximalstrafen für die meisten Guerilleros von acht Jahren sowie eine politische Vertretung im Parlament, bleiben allerdings bestehen. Ex-Präsident Uribe lehnt auch den neuen Vertragstext ab.

8 / 9
(Foto: REUTERS)

Die Farc-Rebellen äußern sich offiziell positiv über das Abkommen. Eine Guerillera berichtet allerdings am Telefon, dass bei vielen Kämpfern die Unsicherheit groß sei. "Nach so vielen Jahren des Krieges, nach so vielen gescheiterten Versuchen, uns zu legalisieren, haben viele Angst, dass die Regierung ihre Zusagen nicht einhalten könnte." Dass diese Einschätzung nicht unbedingt abwegig ist, zeigte sich in der vergangenen Woche. Trotz des Waffenstillstands wurden zwei Rebellen von kolumbianischen Soldaten getötet. Das Bild zeigt Farc-Mitglieder in dem südkolumbianischen Departement Caquetá.

9 / 9
(Foto: AFP)

Ähnlich wie die Farc-Kämpferin sieht es der Chefunterhändler der kolumbianischen Regierung, Humberto de la Calle. Er spricht von einer "Fragilität des Waffenstillstands", der offiziell bis Ende Dezember gilt. Vor diesem Hintergrund wollen Regierung und Rebellen das Friedensabkommen so schnell wie möglich durch das Parlament bringen. Nach der heutigen Unterzeichnung durch Regierung und Rebellen sollen die Abgeordneten noch im Dezember zustimmen. Das Volk hingegen soll dieses Mal nicht gefragt werden.

© SZ.de/bepe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: