Flughäfen:USA weisen auf erhöhte Terrorgefahr hin

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Die USA schätzen die akute Anschlagsgefahr als erheblich ein und fordern weltweit verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen. Auch Europa ist betroffen.

  • Die USA wollen stärkere Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen, von denen aus die Vereinigten Staaten direkt angeflogen werden.
  • Grund ist nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums eine gestiegene weltweite Terrorgefahr. Dschihadisten sollen neuartige Bomben entwickelt haben.
  • Es soll zusätzliche Überprüfungen von Schuhen und Handgepäck geben.

Betroffen sind Flughäfen mit Direktverbindungen in die USA

US-Geheimdienstexperte
:Deutschland ist "Ausspähziel Nummer eins"

89.000 ausländische Ziele soll der US-Geheimdienst allein im vergangenen Jahr überwacht haben. Glaubt man dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Thomas Drake, steht vor allem Deutschland im Mittelpunkt der Spähattacken.

Die amerikanische Regierung hat verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an ausländischen Flughäfen mit Direktverbindungen in die USA gefordert. Man habe die verbündeten Staaten über neue und relevante Erkenntnisse informiert und verhandle mit der Luftfahrtbranche, hieß es in einer Erklärung des US-Heimatschutzministers Jeh Johnson. Welche Länder oder Flughäfen im Detail betroffen sind, ist nicht bekannt. Die New York Times berichtet, die Verschärfung solle an etwa 15 Flughäfen außerhalb der USA umgesetzt werden. Adressaten der Aufforderung sind die Fluggesellschaften, die Amerika anfliegen.

Aus US-Kreisen erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters, dass die Regierung in Washington unter anderem auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in Europa drängt. Betroffen seien aber auch Flughäfen in Afrika und dem Nahen Osten.

Einen genauen Grund für die Verschärfung nannte das amerikanische Heimatschutzministerium nicht. Es hieß lediglich, der Schritt beruhe auf der laufenden Einschätzung der weltweiten Terrorgefahr.

Unabhängigkeitstag der USA schürt Befürchtungen

Ein konkretes Ziel oder eine Zeitplanung für neue Anschläge lägen nicht vor. Am Freitag wird in den USA mit zahlreichen Veranstaltungen der Unabhängigkeitstag begangen. In den vergangenen Tagen wurden Befürchtungen laut, dass Extremisten das symbolische Datum für Anschläge nutzen könnten. Eine mit den Informationen vertraute Quelle nannte die mögliche Bedrohung "andersartig" und "viel bedrohlicher" als bisherige Anschläge auf Flugzeuge. Das amerikanische Transportministerium schätze die Anschlagsgefahr derzeit als "erheblich" ein, sagte ein Sprecher.

Nach Angaben deutscher Sicherheitskreise stützten sich die US-Warnungen auf Informationen über eine verstärkte Kommunikation unter europäischen Rückkehrern aus Syrien, Afghanistan und Pakistan. Auch Deutsche könnten zum verdächtigen Personenkreis gehören. "Das Grundrauschen ist lauter geworden", hieß es am Donnerstag. Es gebe eine Reihe von Hinweisen auf Dschihadisten mit europäischem Aussehen und europäischen Pässen, die aus Europa in die USA reisen und dabei Anschläge verüben könnten.

Stärkere Kontrollen von Schuhen und Handgepäck

Hintergrund sei vor allem die Sorge, dass sich Al-Qaida-Mitglieder in Syrien und Jemen zusammengeschlossen haben könnten, um neuartige Bomben zu entwickeln, die bei Kontrollen nur schwer aufzuspüren seien und so an Bord von Flugzeugen geschmuggelt werden könnten. Die USA fordern daher zusätzliche Überprüfungen der Schuhe und des Handgepäcks von Passagieren. Auch elektronische Geräte von Passagieren sollten verstärkt ins Visier der Sicherheitskontrolleure rücken. Zudem sollen an den Flughäfen weitere Geräte aufgestellt werden, mit denen Sprengsätze aufgespürt werden können. Es gehe um "sichtbare und unsichtbare Maßnahmen", teilte das amerikanische Heimatschutzministerium mit.

Deutsche Behörden seien von den US-Partnern bereits über die Erkenntnisse informiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Das für Sicherheit zuständige Bundesinnenministerium teilte mit, es stehe "in kontinuierlichem Austausch mit seinen amerikanischen Partnern". Bislang sei in Deutschland "keine Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen angeordnet worden", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums Süddeutsche.de am Donnerstagnachmittag.

Großbritannien hat die Sicherheitsvorkehrungen bereits erhöht. Wenn es "glaubwürdige neue Bedrohungen" gebe, müsse weltweit eine verstärkte Absicherung des Luftverkehrs erfolgen, sagte Vize-Regierungschef Nick Clegg im Fernsehsender ITV. Es sei "sehr wichtig, dass wir mit unseren amerikanischen Partnern und auch mit anderen Staaten der Welt zusammenarbeiten". Worin die neuen Sicherheitsmaßnahmen bestehen, gab Clegg nicht an.

Passagiere sollten früher zum Flughafen fahren

Die schärferen Kontrollen sollen Medienberichten zufolge für zunächst etwa zwei Wochen bestehen bleiben. Flugreisende sollten deshalb ausreichend zeitlichen Vorlauf einkalkulieren, auch wenn "unnötige Behinderungen" für Flugreisende vermieden werden sollten, wie Jeh Johnson in Washington versicherte. Flughäfen und Fluggesellschaften empfehlen, zwischen zwei und drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.

An den drei größten deutschen Flughäfen stehen täglich mehrere Verbindungen in die USA auf dem Plan. In Frankfurt heben pro Tag 40 Maschinen in Richtung Amerika ab, in München sind es 98 pro Woche und in Düsseldorf 51 pro Woche. Die Kontrollen für USA-Flüge sind dort ohnehin meist deutlich strikter als bei innerdeutschen oder innereuropäischen Verbindungen.

© Reuters/dpa/AFP/Reuters/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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