Flüchtlinge in Europa:Mehr als 100 000 Menschen sind 2016 bereits übers Mittelmeer geflohen

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Flüchtlinge bei ihrer Ankunft auf der griechischen Insel Lesbos. (Foto: Socrates Baltagiannis/dpa)
  • Mehr als 100 000 Flüchtlinge erreichten in den ersten zwei Monaten des Jahres übers Mittelmeer Europa.
  • Das klingt viel. Doch im Vergleich zu den Monaten seit Beginn der Flüchtlingskrise im Sommer zeigt sich: Die Zahl der Flüchtlinge hat deutlich abgenommen.
  • Das gilt auch für Deutschland.

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind etwa 110 000 Menschen über das Mittelmeer nach Europa geflohen. Die Mehrheit von ihnen, etwa 97 000 Männer, Frauen und Kinder, sind in Griechenland angekommen, in Italien kamen dagegen nur 7500 Menschen an. Diese Zahlen sind höher als im Vorjahr, 2015 sei erst im Juli die Zahl von 100 000 Flüchtlingen erreicht worden, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) mit.

Allerdings ist ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum wenig aussagekräftig, da sich die Flüchtlingskrise erst im Laufe des Jahres 2015 richtig entwickelte. Erst ab Juli 2015 begannen die Zahlen deutlich zu steigen (siehe Grafik).

Ein Vergleich mit der Statistik aus den vorangegangenen Monaten zeigt hingegen, dass die Zahlen im Januar und Februar 2016 leicht gesunken sind: Im November und Dezember 2015 kamen jeweils deutlich mehr als 100 000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa, im Oktober waren es sogar mehr als 200 000 Menschen in nur einem Monat.

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413 Menschen sind in diesem Jahr bereits auf ihrer Flucht ums Leben gekommen, teilte die IOM weiter mit. Allein auf der Überfahrt von der Türkei zu den griechischen Inseln starben 321 Menschen, weitere 92 auf der Überfahrt nach Italien. Griechischen Behörden zufolge kommt knapp die Hälfte aller Flüchtlinge aus Syrien (48 Prozent), gefolgt von Afghanistan (25 Prozent) und dem Irak (17 Prozent).

Anzahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge sinkt

Aus Zahlen der Bundespolizei geht hervor, dass die Zahl der nach Deutschland kommenden Flüchtlinge ebenfalls zurückgeht. Seit einer Woche kommen pro Tag weniger als 900 Flüchtlinge über die Grenze, wie aus Zählungen der Bundespolizei hervorgeht. Nach Angaben einer Sprecherin kamen am Montag bundesweit 724 Menschen an, davon 695 in Bayern. Eine Woche zuvor waren es bundesweit noch 2196 Menschen gewesen, einen Tag später dann noch 883.

Eine Sprecherin der Bundespolizei sagte, es gebe keine gesicherte Erkenntnis, worauf der Einbruch zurückzuführen sei. Als Gründe kämen das Winterwetter in der Ägäis sowie ein Stau von Flüchtlingen auf dem Balkan infrage. Dort machen immer mehr Länder ihre Grenzen dicht.

Die Zahlen der Bundespolizei beruhen auf Kontrollen in Grenznähe. Im Januar kamen demnach fast 65 000 Flüchtlinge ins Land. Die sogenannte Easy-Datenbank, die auf Registrierungen durch die Länder in den Erstaufnahmezentren beruht, erfasste etwa 91 700 Flüchtlinge im Januar. Dass diese Zahl höher liegt als die der Bundespolizei, geht vor allem auf Nachregistrierungen aus dem vergangenen Jahr zurück.

© Sz.de/dpa/Reuters/AFP/jly/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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