FDP-Parteitag:Harmonietruppe für die Zukunft

Misstrauen, Sticheleien und Schuldzuweisungen- die Atmosphäre in der FDP war lange vergiftet. Doch nach der Neuwahl des Spitzenpersonals soll nun Harmonie einkehren. Dafür soll die neue Truppe um Parteichef Rösler sorgen.

Eine Typologie in Bildern.

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Misstrauen, Sticheleien und Schuldzuweisungen- die Atmosphäre in der FDP war lange vergiftet. Doch nach der Neuwahl des Spitzenpersonals am Wochenende soll nun Harmonie einkehren. Dafür soll die neue Truppe um Parteichef Rösler sorgen.

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Der Stehauf-Mann:

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Vor zwei Monaten hätte das in der FDP kaum mehr jemand für möglich gehalten: Philipp Rösler ist mit 85,7 Prozent der Stimmen als Parteichef wiedergewählt worden. Seine zuvor gehaltene Rede kam bei den Delegierten im Saal gut an. Noch Anfang dieses Jahres sah es danach aus, als würde Rösler angesichts miserabler Umfragewerte und wachsender Unzufriedenheit gestürzt werden. Doch das Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar und seine Chuzpe am Tag darauf, Brüderle offen den Parteivorsitz anzubieten (was dieser ablehnte), hat Rösler enorm stabilisiert.

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Der Altmeister

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So flüchtig ist die Macht: Vor wenigen Wochen noch galt Fraktionschef Rainer Brüderle als heimlicher Parteichef. Nun ist er zurechtgestutzt, Rösler hat sich als Nummer eins durchgesetzt. Dass Brüderle den von Rösler angebotenen Parteivorsitz ausschlug, ließ ihn als Zauderer erscheinen. Die Sexismus-Affäre belastete Brüderle zusätzlich. Die FDP führt er nun als Spitzenkandidat in die Wahl. Die Delegierten mögen Brüderle wegen seiner leidenschaftlichen Reden. Brüderles Leidenschaft kühlt freilich spürbar ab, wenn es um Rösler geht.

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Der Hoffnungsträger

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Auch den neuen Vizevorsitzenden Christian Lindner verbindet mit Rösler eine schwierige Geschichte. Lindner warf 2011 als Röslers Generalsekretär hin, sein Abgang wurde als Affront gegen Rösler gewertet. Röslers Vertrauen wird sich Lindner hart erarbeiten müssen. Auch an der Basis gibt es noch Zweifel, Lindners Parteitagsergebnis von 77,8 Prozent war nicht glänzend. Scharfsinn und rhetorische Brillanz haben Lindner aber den Ruf als Nachwuchshoffnung der FDP eingebracht. Seine Fans sehen ihn als künftigen Parteichef.

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Der loyale Ostdeutsche

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Um ein Haar wäre die FDP ohne Vertreter aus Ostdeutschland in der Führung dagestanden. Sachsens Landeschef Holger Zastrow setzte sich in der Kampfkandidatur um den Vize-Parteivorsitz knapp gegen Homburger durch. Zastrow verkörpert den liberalen Mittelstand, er besitzt eine Marketing-Agentur in Dresden. Mindestlöhne sieht Zastrow kritisch, ebenso die Energiewende. Rösler bezeichnet Zastrow liebevoll als "Dickkopf", schätzt ihn aber für seine Loyalität.

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Der Störenfried

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Mit Inbrunst spielt der Nord-Liberale Wolfgang Kubicki die Rolle des Enfant terrible der FDP. Bei der Kampfkandidatur fürs Präsidium setzte er sich überraschend gegen die Minister Dirk Niebel und Daniel Bahr durch. Es ist fast paradox: Die Delegierten wählten Niebel wegen Illoyalität ab - und machten ausgerechnet den leidenschaftlichen Lästerer Kubicki zum Nachfolger. Eine Kubicki-Kostprobe aus jüngerer Zeit: "Die FDP hat als Marke generell verschissen." Viele in der FDP haben noch eine Rechnung mit Kubicki offen.

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Die Absteigerin

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Schritt für Schritt lässt sich Birgit Homburger von ihrer Partei demontieren. Vor zwei Jahren wurde sie vom mächtigen Fraktionsvorsitz auf den Posten der Vizeparteichefin abgeschoben. Bei der Wiederwahl ließen die Delegierten sie nun durchfallen, die Baden-Württembergerin wurde mit einem Beisitzerposten im Präsidium abgespeist - mit schwachem Wahlergebnis. Dabei gilt Homburger als fleißig und loyal. Ihr Problem: Viele Liberale finden die streitbare Schwäbin etwas anstrengend.

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Der Abgestrafte

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Für Entwicklungsminister Dirk Niebel bewahrheitete sich die alte Weisheit: Man liebt den Verrat - nicht den Verräter. Die Delegierten straften Niebel ab und ließen ihn bei der Wahl ins Parteipräsidium durchfallen. Niebel hatte vor der Niedersachsen-Wahl den Parteichef Rösler offen in Frage gestellt. Zwar teilten viele Liberale Niebels Zweifel, doch verübelten sie ihm, dass er diese allzu öffentlich kundtat.

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