Ex-SPD-Politiker Sebastian Edathy:Edathy: "Ich bin eindeutig nicht pädophil"

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Vielleicht, sagt Sebastian Edathy, sei er "strukturell generell ein Borderliner".

(Foto: Armin Smailovic)

Warum hat sich der ehemalige SPD-Politiker Nacktvideos aus Kanada bestellt? Im Gespräch zeigt Sebastian Edathy beides, Selbstkritik und Selbstverteidigung.

Von Heribert Prantl

Wie kann man über das Peinliche reden - darüber also, wie es überhaupt dazu kam, dass der damals aufstrebende Abgeordnete Sebastian Edathy sich im Jahr 2005, da war er gerade Innenausschuss-Vorsitzender geworden, Videos nackter Jungen aus Kanada bestellte.

Es ist ja nicht alltäglich, mit einem ehemaligen Politiker der vorderen Reihe über sein Sexualleben zu sprechen, darüber, wann er wie und welche Seiten an und in sich entdeckt hat. "Wollen Sie das alles schreiben?", fragt er. Nein, das wollen wir nicht alles schreiben. Aber warum hat er, sporadisch zwar, aber doch in einem Zeitraum von immerhin fünf Jahren, immer wieder diese Filme bestellt?

"Fehlgeleitete Neugier", sagt er. Aber auch: "Diese Filme hatten weder etwas mit Posing noch mit Pornografie zu tun." Warum hat er sie sich denn bestellt und angeschaut? Das Bundeskriminalamt, erwidert er, habe sich minutiös jeden einzelnen Film angeguckt, jede einzelne Szene beschrieben, "und bei allem, was ich da bestellt habe, war das dann am Ende so, wie ich das selbst eingeschätzt hatte, nämlich: keine Strafbarkeit nach deutschem Recht."

Und das soll besagen, dass die Filme nichts mit Sexualität zu tun haben? "Was ich nicht in Abrede stellen würde, ist", erklärt er sodann umständlich, "dass das, was mir vorgehalten wurde, auch etwas mit über längere Zeit nicht ausgelebter Sexualität zu tun haben könnte." Das sei "sicherlich nicht ganz falsch, aber auch nicht wirklich richtig".

Selbstkritik und Selbstverteidigung

Es ist ein stockendes, angespanntes, ein verkrampftes Gespräch jetzt. Er sei, klagt er, in der Öffentlichkeit als potenzieller Kinderschänder dargestellt worden, ihm seien Therapieangebote zugeschickt worden - aber er sei "eindeutig nicht pädophil"; er habe "kein sexuelles Interesse an Minderjährigen". Und die Filme? Vielleicht, sagt er dann, sei er "strukturell generell ein Borderliner, das will ich gar nicht ausschließen; aber es war unnötig und falsch".

Er hat sich in seinen Erklärungen dazu lange auf einen rein juristischen Standpunkt versteift, darauf, dass alles, was er getan habe, im legalen Bereich gewesen sei und nie hätte veröffentlicht werden dürfen. Das war und ist richtig, aber nicht ausreichend - und noch immer gut gespeichert bei ihm. Die Selbstkritik und die Selbstverteidigung - Edathy hat beides in sich. Er ist in dem einen Satz waidwundes Reh, im nächsten ein trotziger Haberecht.

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