Ermittlungen gegen Silvio Berlusconi:Rubygate, Teil zwei

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Neue Enthüllungen in der Sex-Affäre: Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi soll eine weitere minderjährige Prostituierte bei sich zu Gast gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Andrea Bachstein

Weitere 227 Seiten Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Mailand sind eine unangenehme Überraschung für Italiens Premier Silvio Berlusconi und seine Anwälte. Sie sollen neue belastende Details im Fall "Rubygate" liefern, in dem gegen Berlusconi wegen Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauchs ermittelt wird.

"Das ist alles skandalös", sagt Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu den neuen Akten. (Foto: AFP)

Berichten zufolge geht aus den Unterlagen hervor, dass außer der Marokkanerin mit dem Aliasnamen Ruby eine weitere Minderjährige an Festen in Berlusconis Häusern teilgenommen habe. Iris B., inzwischen volljährig, gilt bei den Ermittlern als professionelle Prostituierte. Berlusconi soll demnach nun alle in die Ermittlungen verwickelten Frauen aufgefordert haben, sich mit seinen Anwälten zu beraten. Der Premier sagte aber, er habe nichts zu den neuen Akten zu sagen, "das ist alles skandalös."

Die Staatsanwaltschaft in Mailand hat die zusätzlichen Dokumente ebenso wie die fast 400 Seiten Ermittlungsakten zuvor einem Parlamentsgremium in Rom zugeleitet. Dieses beriet am Donnerstag darüber, ob das Mailänder Gericht für den möglichen Amtsmissbrauch zuständig ist. Außerdem ging es darum, ob die Durchsuchung der Büros eines Mitarbeiters von Berlusconis Konzern erlaubt wird. Über ihn sollen Zahlungen an Dutzende Frauen gelaufen sein, die in Berlusconis Anwesen in Arcore zu Diensten waren.

Die neuen Unterlagen sollen nicht nur weitere Beschreibungen der anzüglichen Feste im Haus des Premiers enthalten; es soll auch um Aufzeichnungen von Ruby über Geldbeträge gehen, die sie von Berlusconi oder in seinem Namen erhalten haben will. Die Rede ist von Hunderttausenden Euro.

Zur Vernehmung vorgeladen haben die Staatsanwälte unterdessen Nicole Minetti, lombardische Regionalrätin der Berlusconi-Partei PDL. Gegen sie wird wie gegen zwei andere verdächtige Bekannte Berlusconis wegen Förderung der Prostitution ermittelt. Bei Minetti sollen Quittungen über 50000 Euro gefunden worden sein. Sie gelten als Belege dafür, dass die Regionalrätin Nebenkosten für Wohnungen in Mailand bezahlt hat, die Teilnehmerinnen der Feste in Arcore zur Verfügung standen.

Die zusätzlichen Akten geben ein bisher unbekanntes Telefonat zwischen Minetti und einer Freundin wieder. Den veröffentlichten Protokollen zufolge äußert sich die PDL-Politikerin in drastischen Worten außerordentlich verächtlich über Berlusconi, der sie mit der Ruby-Affäre in Schwierigkeiten gebracht habe. Minetti sagte demnach über Berlusconi: "Er macht es sich leicht, in dem er Dich und mich ins Parlament steckt. Er sagt sich: 'So habe ich sie los, das Gehalt zahlt der Staat'."

© SZ vom 28.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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