Erfolg gegen die Hardliner:Reformer liegen bei Wahlen in Iran vorn

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Ein kleines iranisches Mädchen wirft in Teheran die Stimme ihrer Mutter in die Wahlurne. (Foto: REUTERS)
  • Bei den Parlamentswahlen in Iran zeichnet sich ein Erfolg der Reformer ab.
  • In der Hauptstadt Teheran haben sie 29 der 30 Sitze geholt.
  • Der Spitzenkandidat der Reformer konnte den direkten Zweikampf gegen den Kandidaten der Hardliner klar für sich entscheiden.
  • Auch bei der Wahl zum Expertenrat, dem wichtigsten religiösen Gremium, liegen die Reformer vorn.

Bei der Wahl des neuen Parlaments und des Expertenrats in Iran sind die Reformer auf Erfolgskurs. Am Samstagabend lag das Lager von Präsident Hassan Rohani in dem politisch wichtigen Bezirk Teheran deutlich vor den Hardlinern. Die Reformer profitieren mit diesem Ergebnis von dem Atomabkommen aus dem Vorjahr. Im Zuge des Abkommens wurden internationale Sanktionen gegen Iran aufgehoben.

Nach Angaben des Innenministeriums führe Mohammed-Resa Aref, der Spitzenkandidat der Reformer, deutlich vor dem Hardliner Gholam-Ali Hadad-Adel. Damit hat Aref den direkten Zweikampf für sich entschieden. Der Ausgang gilt als enorm wichtig: Ein Sieg Arefs wäre der deutlichste Hinweis, dass die Mehrheit der Iraner den Rohani-Kurs unterstützt. Außerdem haben die Reformer bereits 29 der insgesamt 30 Sitze der Hauptstadt gewonnen. Auf die Gegenseite entfiel nur ein Sitz - der von Hadad-Adel.

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Die meisten Kandidaten aus dem Lager der Reformer werden erst gar nicht zur Wahl zugelassen. Eine hohe Wahlbeteiligung könnte sie trotzdem stärken.

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Rohani bedankte sich beim Volk, ohne jedoch direkt auf die Ergebnisse einzugehen. "Ich grüße euch und erhebe mich vor euch mit Respekt", sagte der Präsident. Mit seinen Stimmen habe das Volk ihm und der Regierung mehr Einfluss und Vertrauen gewährt.

Die Reformer gewinnen wohl auch die Wahl des Expertenrats

Auch bei der Wahl zum iranischen Expertenrat, dem wichtigsten religiösen Gremium des Landes, liegen die beiden Spitzenkandidaten der Reformer klar vor den Hardlinern. Nach Angaben des Innenministeriums führen der ehemalige Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani und Präsident Rohani in der Liste für die Hauptstadt Teheran.

Das Top-Trio der Hardliner mit den Ajatollahs Ahmad Dschannati, Mohammed Jasdi und Mesbah Jasdi liege abgeschlagen auf den Plätzen 10, 12 und 16. Diese kommen zwar mit ihrer jetzigen Platzierung in den Rat, hätten aber nur noch wenig Einfluss. In Teheran werden 16 Kleriker für den Expertenrat gewählt, der für die Ernennung des obersten Führers des Staates zuständig ist. Der Rat mit 88 Mitgliedern befasst sich nicht mit aktuellen politischen Themen, doch ein Sieg von Rafsandschani und Rohani würde den Einfluss des erzkonservativen Klerus deutlich schmälern.

Endergebnisse erst am Montag

Wer in Iran für ein politisches Amt kandidieren will, muss sich vom sogenannten Wächterrat prüfen lassen. Dieser hat in diesem Jahr rund 2800 der 3000 gemeldeten Reformkandidaten von der Wahl ausgeschlossen. Die verbliebenen Kandidaten aus diesem Lager verbündeten sich mit den Moderaten und gründeten die Liste "Hoffnung". Dieses Bündnis wurde vom früheren Vize-Präsidenten Mohammed Resa Aref angeführt.

Nach Angaben des Innenministeriums beteiligten sich 33 von 55 Millionen wahlberechtigten Iranern an der Parlamentswahl. Damit lag die Wahlbeteiligung bei 60 Prozent und konnte die erhoffte 70-Prozent-Marke nicht erreichen. Insgesamt waren 290 Parlamentssitze zu vergeben. Mit den Endgergebnissen wird für Montag gerechnet.

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