Deutsche und Griechen:Dumme kleine Minderheit

Egal ob Nazis oder Faschingstrachtler - es gibt Klischees über die Deutschen, die scheinen fest in manchen Köpfen verankert zu sein. Das konnte man bei den Athener Protesten gegen Merkel sehen. Wer aber Völkern Charaktereigenschaften zuweist und Länder nach gut oder böse typisiert, der hat aus der blutigen Geschichte des 20. Jahrhunderts nichts gelernt.

Kurt Kister

Im Zusammenhang mit Merkels Besuch in Athen war kein anderes Foto so häufig zu sehen wie jenes der drei Griechen in Pseudo-Nazi-Uniformen. Gewiss, es gibt Menschen in Griechenland, die Parallelen ziehen zwischen 1941 und 2012. Das allerdings sind nicht viele und es sind auf keinen Fall "die" Griechen.

Wer sich, sei es gedruckt, im Netz oder Interview, solcher Verallgemeinerungen bedient, der besorgt das Geschäft jener dummen, kleinen Minderheit in Athen, die mit einer Hakenkreuz-Armbinde deutsche Politiker und Leitartikler ködert.

Auch hierzulande gibt es Phänomene, die, wie der halbintellektuelle Klischeebegriff heißt, "sehr deutsch" sind, andererseits aber eben nicht für "die" Deutschen stehen. Weder sind die Zwickauer Mordnazis "typisch" für Deutschland noch sind es die Schlagzeilen der Bild-Zeitung oder die betrunkenen Faschings-Trachtler auf dem Oktoberfest. Sie alle sind nur deutsche Facetten, die einen besorgt machen, nachdenken lassen oder auch nur zum abschätzigen Grinsen bringen.

Provokateure simplifizieren, weil einfache Botschaften mit eindeutigen Symbolen die Wirkung einer Provokation vergrößern. Das nutzt der CSU-Generalsekretär genauso wie es der griechische Linken-Chef tut. Wer aber Völkern Charaktereigenschaften zuweist und Länder nach gut oder böse typisiert, der hat aus der blutigen Geschichte des 20. Jahrhunderts nichts gelernt.

© SZ vom 11.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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