Bundesweite Razzia:Was über den Terrorverdacht in Berlin bekannt ist

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Der Alexanderplatz in Berlin - war die deutsche Hauptstadt das Ziel eines geplanten Anschlags? (Foto: AP)
  • Bei einer Razzia in drei Bundesländern nimmt die Polizei zwei Männer und eine Frau fest, die Verbindungen zum sogenannten Islamischen Staat haben sollen.
  • Offenbar hatte die Berliner Polizei Hinweise auf einen möglichen Anschlag von Dschihadisten in der Hauptstadt.
  • Seit Wochen observierten Behörden mehrere Algerier, die über Anschläge sprachen. Jetzt entschied man sich, nicht länger zu warten.

Von Georg Mascolo und Jens Schneider, Berlin, Berlin

Die Berliner Polizei hatte offenbar Hinweise auf einen möglichen Anschlag von Islamisten in der Bundeshauptstadt. Dabei soll nach Informationen der Süddeutschen Zeitung der Checkpoint Charlie im Stadtzentrum ein mögliches Ziel gewesen sein, auch auf den Alexanderplatz als Ziel gebe es Hinweise, hieß es. Allerdings blieb noch unklar, ob es tatsächlich konkrete Pläne für einen Anschlag gab oder nur Anhaltspunkte, dass die Verdächtigen sich für Planungen zusammenfinden wollten.

Nach einer Razzia in drei Bundesländern am Donnerstagmorgen prüften die Ermittler das beschlagnahmte Material, um zu klären, "ob überhaupt ein Anschlag geplant war", wie ein Sprecher der Berliner Polizei sagte. Er bestätigte die Hinweise auf konkrete Anschlagsziele nicht. Die Ermittlungen wegen des "Verdachts einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat" richten sich offenbar gegen vier Algerier im Alter zwischen 26 und 49 Jahren.

Die Ermittlungen sollen seit Dezember laufen

Sie sollen "möglicherweise" an der Planung von Gewalttaten in Deutschland beteiligt gewesen sein und Kontakte zum sogenannten Islamischen Staat (IS) haben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Zwei der Männer sowie eine Frau wurden festgenommen. Etwa 450 Polizisten hatten in Berlin, Hannover und Attendorn im Sauerland Wohnungen, Kleinbetriebe und Flüchtlingsunterkünfte durchsucht.

Am Alexanderplatz in Berlin wurde ein kleiner Backshop auf dem Bahnhof durchsucht, in dem einer der Verdächtigen gearbeitet haben soll. Die Ermittler stellten Computer, Aufzeichnungen und Mobiltelefone sicher, die nun ausgewertet werden sollen. Waffen wurden nicht gefunden. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen hatte das Bundesamt für Verfassungsschutz durch Telefonüberwachungen erste Hinweise auf den jetzt in Berlin verhafteten Algerier bereits im Herbst erhalten.

Die Verdächtigen sprachen um die Jahreswende über mögliche Anschläge in Berlin, dabei soll der Name "Checkpoint Charlie" gefallen sein. Im Januar wurde beim Landeskriminalamt Berlin eine Ermittlungsgruppe unter dem Namen "Frost" gegründet. Die Überwachung lief weiter. Allerdings blieb unklar, wie ernst die Planungen waren. Jetzt entschied man sich, nicht länger zu warten, sondern zuzugreifen. Als Hauptverdächtiger gilt ein 35 Jahre alter Algerier, der auch in seinem Heimatland wegen Zugehörigkeit zum IS gesucht wird. Er wurde in einem Flüchtlingsheim in Attendorn festgenommen. Der Mann ist den Angaben der Berliner Polizei zufolge in Syrien militärisch ausgebildet worden. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur reiste er über die Balkanroute nach Bayern ein. Er soll einen gefälschten syrischen Pass verwendet haben. Bei ihm fanden die Ermittler ein Foto, auf dem er vor einem Waffen-Arsenal posiert. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) warnte am Donnerstagabend vor Hysterie. Man könne derzeit weder den Alexanderplatz noch den Checkpoint Charlie als geplanten Anschlagsort bestätigten, sagte Henkel im RBB.

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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