BP: Kein Sponsoring:Fest des Bundespräsidenten ohne Erdölgeruch

Schneller Rückzug: Der stark in der Kritik stehende Ölriese BP verzichtet darauf, das Sommerfest des Bundespräsidenten zu sponsern. Doch Geld aus der Wirtschaft stinkt nicht immer.

N. Fried

Die Auswirkungen der Ölpest am Golf von Mexiko haben nun auch ein ganz klein bisschen Deutschland erreicht. Das Schloss Bellevue wäre zwar frei geblieben von schmierigen Schlieren. Trotzdem hätte wohl über dem Sommerfest des frisch gewählten Bundespräsidenten am 2. Juli, wie man so sagt, ein Schatten gelegen, wenn die Firma BP im Kreis der Sponsoren geblieben wäre.

Vorbereitungen zum Sommerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue 2008(Archivbild): BP hat sich als Sponsor des diesjährigen Festes zurückgezogen. (Foto: ag.ddp)

Nach Protesten insbesondere von SPD-Chef Sigmar Gabriel hat sich BP nun sehr schnell zurückgezogen. Man wolle nicht mit Diskussionen das Sommerfest stören, heißt es aus der deutschen Firmenzentrale.

Und man wollte wohl auch nicht weitere Diskussionen um den eigenen Konzern provozieren, der seit Wochen negative Schlagzeilen produziert. Die Entscheidung von BP ist vernünftig, auch weil das Amt des Bundespräsidenten gerade in letzter Zeit aus anderen Gründen schon Schaden genug genommen hat.

Die Debatte, ob ein solches Fest des Staatsoberhauptes generell nicht von Firmen unterstützt werden solle, erscheint dagegen übertrieben. Sie suggeriert, dass Geld aus der Wirtschaft grundsätzlich stinkt und mit dem Versuch verbunden sein könnte, sich Einfluss auf die Politik zu kaufen.

Wo aber wäre dann der Unterschied zwischen Geld für einen Stand auf dem Sommerfest des Präsidenten und Geld für einen Stand, auf dem, sagen wir, SPD-Parteitag? Genau genommen wäre das Geld beim Bundespräsidenten sogar besser aufgehoben, weil er keine politischen Entscheidungen trifft.

Bevor das Fest des Staatsoberhauptes der Steuerzahler finanziert, sollten die Parteien erst mal neue Regeln für ihr Sponsoring beschließen. Auch da geht es manchmal schmierig zu.

© SZ vom 26.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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