BND-Präsident:Zu viel Eigenleben beim BND

Gerhard Schindler hat all die Affären und Affärchen am Ende nicht überstanden. (Foto: dpa)

Gerhard Schindler, bald Ex-Chef des Bundesnachrichtendienstes, hat keinen schlechten Job gemacht. Doch Pech, Pleiten und Pannen sind beim BND systemimmanent.

Kommentar von Hans Leyendecker

Der Chef eines Nachrichtendienstes erlebt die Welt gewöhnlich als Feindesland. Terrorismus, Islamistischer Fundamentalismus, Spionage, Cyberkriminalität, die Proliferation von Massenvernichtungswaffen - das sind einige der Themen, die heutzutage Geheimdienste bewegen. Aber für die da oben an der Spitze eines Geheimdienstes gibt es noch eine ganz spezielle Gefahrenlage: Überstehen sie all die Skandale, die sich in ihrer Amtszeit ansammeln?

Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, hat all die Affären und Affärchen am Ende nicht überstanden. Er muss gehen, obwohl er seinen Job nicht schlecht gemacht hat. Dass das Haus in Teilen ein Eigenleben führte und die Belegschaft machte, was sie für richtig hielt und was falsch war, ist eigentlich keine neue Geschichte. Man darf getrost voraussagen, dass sich daran auch beim Nachfolger nicht viel ändern wird. Pech, Pleiten, Pannen sind gewisserweise systemimmanent.

Andererseits ist durchaus nachzuvollziehen, dass Kanzleramtschef Peter Altmaier den Wechsel an der Spitze forciert hat. Zu viel Veränderung liegt vor dem BND. Vielleicht hat der Nachfolger, der zehn Jahre jünger als Schindler ist, den langen Atem, den es braucht, um den Dienst wieder mal zu reformieren. Er wird die Unterstützung im Kanzleramt und auch sonst in der Politik benötigen - aber ganz besonders im eigenen Haus.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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