Bluttat im "Pulse":Orlando-Attentäter und seine Frau sollen sich während der Tat ausgetauscht haben

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Suchte während des Angriffs Kontakt zu seiner Frau: Omar Mateen. (Foto: AP)
  • Drei Stunden dauerte das Massaker und die anschließende Geiselnahme im Nachtclub "Pulse".
  • In dieser Zeit hat der Attentäter US-Medien zufolge Textnachrichten mit seiner Frau ausgetauscht. Unklar ist, von wem der Austausch ausging.
  • Das FBI untersucht, ob sie Mitwisserin oder Komplizin ihres Mannes war.

Der Attentäter von Orlando und seine Frau haben offenbar während der Bluttat Textnachrichten ausgetauscht. Wie der Nachrichtensender CNN meldete, schrieb Omar Mateen zwei Stunden, nachdem er seinen Angriff auf den Nachtclub "Pulse" begonnen hatte, eine Textbotschaft an seine Frau Noor Salman, in der er sie fragte, ob sie Nachrichten verfolgt habe.

Zu dieser Zeit hatte er bereits Dutzende Menschen erschossen und sich mit den Überlebenden als Geiseln im Nachtclub verschanzt. Seine Ehefrau habe ihm zurückgeschrieben, dass sie ihn liebe. Mehreren US-Medien zufolge soll Mateen gleichlautend geantwortet haben.

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Fest steht: 49 Menschen wurden erschossen, 53 verletzt. Doch die Polizei hat bisher nur sehr lückenhaft rekonstruiert, was sich in dem Gay-Club "Pulse" abgespielt hat. Versuch einer Rekonstruktion in Grafiken.

Die Ehefrau des Attentäters versuchte zudem offenbar mehrfach, Omar Mateen anzurufen - und zwar zu einem Zeitpunkt, als Medien erste Berichte über seinen Angriff verbreiteten und sie offenbar realisierte, dass ihr Mann dafür verantwortlich sein könne. Ihr Mann habe den Anruf jedoch nicht angenommen.

Es sei nicht klar, ob Salman versucht habe, ihren Ehemann bei der Polizei zu melden, schreibt CNN. Der TV-Sender beruft sich bei seiner Meldung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Strafverfolger.

Eine etwas andere Version des Austauschs während der Tat schildert NBC News unter Berufung auf eine Salman nahestehende Person. Danach weckte Mateens Mutter gegen zwei Uhr nachts dessen Frau Salman durch einen Telefonanruf und fragte, ob sie wisse, wo Mateen sei.

Salman sagte, dass wisse sie nicht - und schickte eine Textnachricht an ihren Mann: "Wo bist du?" Erst danach habe sich der Dialog weiterentwickelt, wie bereits von CNN beschrieben.

FBI prüft Mitverantwortung der Ehefrau

Unklar ist, welche Rückschlüsse die Ermittler aus dem Austausch der Textnachrichten ziehen. Die Frau des Attentäters war in den letzten Tagen immer mehr ins Visier der Polizei gerückt. Die US-Bundespolizei FBI untersucht, ob die 30-Jährige vorab von der Tat wusste oder vielleicht sogar Mittäterin war.

Das FBI hat Noor Salman in den vergangenen Tagen immer wieder befragt. Sie sagte den Ermittlern, sie habe vermutet, dass ihr Mann eine Gewalttat begehen wolle, und versucht, ihm das auszureden. US-Medien zufolge soll sie ihren Mann zudem beim Auskundschaften möglicher Anschlagsziele begleitet haben.

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Von Johannes Kuhn, Orlando

Doch ob diese Aussagen der Wahrheit entsprechen und was sie von dem Angriff wusste, sei weiterhin unklar, schreibt das Wall Street Journal unter Berufung auf ungenannte Behördenvertreter.

Während des Massakers und der anschließenden Geiselnahme nahm der Attentäter nicht nur zu seiner Frau Kontakt auf. Er telefonierte auch mit der Polizei, einem lokalen TV-Sender und postete auf Facebook Unterstützungsbekundungen für die Terrormiliz Islamischer Staat.

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