Bin Ladens Schwiegersohn vor Gericht:Angeklagt wegen Verschwörung zum Mord

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Osama bin Ladens Schwiegersohn steht wegen Terrorverdachts in New York vor Gericht. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Sulaiman Abu Ghaith soll weltweit Muslime für den Dschihad angeworben haben.

Im US-Terrorprozess gegen den Schwiegersohn des getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden haben Anklage und Verteidigung ihre Eröffnungsplädoyers vorgetragen. Die Staatsanwaltschaft warf Sulaiman Abu Ghaith am Mittwoch in New York vor, in die Aktivitäten des Terrornetzwerks verstrickt gewesen zu sein.

Abu Ghaith habe weltweit Muslime für den Dschihad angeworben und das "Vertrauen" der Al-Qaida-Führung genossen. Der Angeklagte sei im Frühjahr 2001 von Kuwait nach Afghanistan gezogen, sagte Staatsanwalt Nicholas Lewin. Den Sommer über habe er Hunderte Al-Qaida-Rekruten in Terrorcamps gedrillt.

Die Anklage wirft Abu Ghaith nicht vor, an den Anschlägen vom 11. September 2001 beteiligt gewesen zu sein. Nach der Attacke auf das World Trade Center in New York trat Ghaith aber in einem Propagandavideo mit Bin Laden und dem heutigen Al-Qaida-Chef Aiman al-Zawahiri auf. "Man sitzt nicht am 12. September 2001 mit dem meistgesuchten Mann der Welt vor einer Höhle, wenn man nicht bei al-Qaida ganz, ganz oben dazugehört", führte Anklagevertreter Lewin weiter aus. Der Prozess hatte am Montag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen begonnen. Er könnte bis zu einem Monat dauern. Zum Auftakt des Verfahrens waren zunächst zwölf Geschworene sowie sechs Stellvertreter für die Jury ausgewählt worden.

Abu Ghaith war auch in Al-Qaida-Videos aus dem Oktober und November 2001 zu sehen, in denen er den USA mit weiteren Anschlägen drohte. In einer seiner Reden soll er zum Beispiel gerufen haben: "Die Stürme sollen nicht enden, besonders die Flugzeugstürme nicht", berichtet die New York Times. Der Anklageschrift zufolge soll er auch in den fehlgeschlagenen Anschlag des sogenannten Schuhbombers Richard Reid im Dezember 2001 auf ein Flugzeug auf dem Weg von Paris nach Miami verwickelt gewesen sein.

Bei Schuldspruch droht lebenslange Haftstrafe

Abu Ghaith wird Verschwörung zur Ermordung von US-Bürgern und die Unterstützung von Terroristen vorgeworfen, im Vorverfahren plädierte er auf unschuldig. Bei einem Schuldspruch droht dem 48-jährigen Kuwaiter lebenslange Haft.

Verteidiger Stanley Cohen versucht, die Rolle seines Mandatens bei al-Quaida als so klein wie möglich darzustellen. "Er ist nicht Osama bin Laden", erwiderte Cohen im Gerichtssaal. Die Staatsanwaltschaft habe eine rege Phantasie und sei wohl "zu oft im Kino" gewesen. "Am Ende des Tages gibt es keine echten Beweise", sagte Cohen.

Bin Ladens Schwiegersohn hatte sich nach der US-Invasion am Hindukusch nach Iran abgesetzt. Der Ehemann der Bin-Laden-Tochter Fatima wurde vor gut einem Jahr in einem Hotel in Ankara gefasst, er war zuvor illegal aus Iran in die Türkei eingereist. Presseberichten zufolge hatten die türkischen Behörden einen Tipp vom US-Auslandsgeheimdienst CIA erhalten. Allerdings habe die türkische Regierung befürchtet, durch eine Auslieferung Abu Ghaiths an die USA Anschläge von al-Qaida in der Türkei zu provozieren. Nach Informationen der Zeitung Hürriyet brachten türkische Agenten Abu Ghaith nach Jordanien, von wo aus er nach Kuwait weiterreisen sollte. In Jordanien habe dann aber die CIA zugeschlagen.

Abu Ghaiths Schwiegervater Osama bin Laden war nach jahrelanger Flucht im Mai 2011 von US-Elitesoldaten in einem Versteck in Pakistan getötet worden.

© Süddeutsche.de/afp/sosa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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