Bericht von "Save the Children":Syrische Kinder sind Opfer gezielter Gewalt

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Kein Mitleid mit den Schwächsten: In einem Bericht der Kinderrechtsorganisation "Save the Children" berichten syrische Kinder davon, wie andere als menschliche Schutzschilde missbraucht oder getötet und wie sie selbst gefoltert wurden.

Wo Krieg herrscht, da bleibt keiner verschont - auch und gerade die Schwächsten nicht. Kinder sterben bei Bombenanschlägen, sie werden verletzt, müssen fliehen, verlieren ihre Heimat oder ihre Eltern. Und sie werden sogar Opfer gezielter Gewalt, von Folter und Mord. So auch im blutigen Konflikt in Syrien.

Verletzt bei einem Bombenangriff: Zwei Kinder im syrischen Idlib werden im März 2012 medizinisch versorgt. Andere werden gezielt Opfer von Gewalt im Krieg. (Foto: AP)

Kinder in dem Land werden laut einem Bericht der Kinderhilfsorganisation "Save the Children" durch die Gewalt in ihrem Land "schwer traumatisiert". Sie sind "Ziel brutaler Angriffe, haben ihre Eltern, Brüder, Schwestern und andere Kinder sterben sehen oder haben Folterungen beobachtet", heißt es in einem an diesem Dienstag vorgestellten Bericht der britischen Kinderrechtsorganisation.

Darin lässt "Save the Children" Kinder und Jugendliche, aber auch einige Eltern zu Wort kommen, die die Schrecken in ihrer Heimat erlebt haben und vor dem Bürgerkrieg geflohen sind. Die Kinder beschreiben, wie sie Morde und Massaker beobachtet hätten oder den Missbrauch von Kindern als menschliche Schutzschilde und wie sie in einigen Fällen selbst Opfer von Folter wurden.

Der 15-jährige Khalid erzählt, wie eine Gruppe Männer in sein Dorf kam und ihn zusammen mit 100 anderen Kindern gefangen nahm. Er wurde der Schilderung zufolge in die Schule gebracht: "Sie haben die Schule übernommen und ein Folterzentrum daraus gemacht." Zehn Tage lang sei er dort festgehalten worden.

Er sei an den Handgelenken aufgehängt und geschlagen worden, Zigaretten seien auf seiner Haut ausgedrückt worden, wird der Junge zitiert. "Sie haben mich dorthin gebracht, um mich zu foltern, an genau den Ort, wo ich zum Lernen in die Schule ging." Die Männer hätten weder Mitleid noch Gnade gezeigt.

"Ich kannte einen Jungen ..."

Khalid, aber auch der 14-Jährige Hassan berichten davon, wie Kindern als Schutzschilde missbraucht werden. "Sie benutzen auch Kinder, um sich selbst zu schützen", wird Hassan zitiert. "Sie wissen, dass die Menschen in der Stadt nicht auf ihre eigenen Kinder schießen werden. Ich habe das mit meinen eigenen Augen gesehen."

"Ich kannte einen Jungen namens Ala'a. (...) Er war erst sechs Jahre alt. Er verstand gar nicht, was vor sich ging", berichtet der 16-jährige Wael. Die Männer, die sie gefangen genommen hätten, seien zu diesem Jungen besonders grausam gewesen - weil sie dessen Vater zum Aufgeben zwingen wollten. Sie hätten dem kleinen Ala'a kein Essen und Trinken gegeben, er sei regelmäßig geschlagen worden. "Er überlebte nur drei Tage lang und dann starb er einfach. Er hatte die ganze Zeit unsägliche Angst. Seine Leiche behandelten sie, als ob es sich um einen Hund handelte."

In vielen der Berichte wird nicht genannt, welche Seite für die Gräueltaten verantwortlich war. In den meisten Fällen wurden solche Verbrechen bislang den Regierungstruppen oder mit ihnen verbündeten Milizionären zugeschrieben.

"Save the Children" wurde nach eigenen Angaben der Zugang nach Syrien verweigert. Die in den Flüchtlingslagern aufgenommenen Aussagen der Kinder und Eltern stehen der Organisation zufolge aber in Übereinstimmung mit ähnlichen Berichten, die die UN und andere Menschenrechtsgruppen zusammengetragen haben.

"Jedes gegen Kinder gerichtete Verbrechen muss erfasst werden, um eine deutliche Botschaft an alle Seiten in dem Konflikt zu senden, dass diese Gräueltaten nicht geduldet werden", betont Save the Children. Die Organisation fordert die Vereinten Nationen auf, ausreichend Personal nach Syrien zu schicken, um die Verbrechen aufzudecken und zu dokumentieren: "Jedes Verbrechen gegen Kinder muss erfasst werden."

© Süddeutsche.de/AFP/dapd/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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