Unterdrückung in Syrien:Amnesty prangert Folter in Assads Gefängnissen an

Lesezeit: 1 min

Die Brutalität, mit der in Syrien gegen Demonstranten vorgegangen wird, beschränkt sich laut Amnesty International nicht auf die Straßen. Hinter Gefängnismauern werde gefoltert und getötet, berichtet die Menschenrechtsorganisation. Mindestens 88 Menschen seien seit Beginn des Protests gegen Assad in Gefängnissen umgekommen. Auch Kinder seien unter den Opfern.

In Syriens Gefängnissen werden regierungskritische Häftlinge laut Amnesty International (AI) brutal gefoltert und getötet. Die Menschenrechtsorganisation fordert daher ein hartes Eingreifen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen.

Syrische Soldaten verhaften einen Mann und bringen ihn ins Gefängnis: Laut Amnesty International geht das Regime auch dort mit Brutalität gegen die Demonstranten vor. (Foto: dpa)

Seit den ersten Demonstrationen für Reformen im Frühjahr seien mindestens 88 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, teilte AI in London mit. In den vergangenen Jahren habe man durchschnittlich etwa fünf Tote in Gefangenschaft pro Jahr gezählt.

Untersuchungen der Organisation zeigten zudem, dass viele der Getöteten zuvor brutal gefoltert, geschlagen und verstümmelt worden seien. "Die Tode hinter Gittern erreichen riesige Proportionen und scheinen eine Ausweitung derselben brutalen Verachtung für das Leben zu sein, wie wir sie täglich auf den Straßen Syriens sehen", sagte der AI-Syrien-Experte Neil Sammonds laut einer Mitteilung. "Die Berichte von Folterungen, die wir bekommen, sind grauenhaft. Wir glauben, dass die syrische Regierung das eigene Volk in gewaltigem Ausmaß verfolgt."

Sämtliche in dem Bericht aufgeführten Opfer sollen festgenommen worden sein, weil sie an den Kundgebungen für Reformen in Syrien teilgenommen hatten. Alle 88 seien männlich. Unter den Toten seien auch Kinder, etwa ein 13-Jähriger, der mit verstümmelten Genitalien und Verletzungen durch stumpfe Gewalt aufgefunden worden sei.

AI habe Videoclips von 45 der Fälle gesehen, die Verwandte und Aktivisten geschickt hatten, und Experten gebeten, diese auszuwerten. Unter anderem wiesen die Leichen demnach Verbrennungen, Verletzungen durch stumpfe Gewalt, Zeichen von Peitschenschlägen und Schnittwunden auf. Auch ausgerissene Haare, Verbrennungen mit Zigaretten und verstümmelte Genitalien gehörten dazu.

Es habe vermutlich bei keinem der Todesfälle eine unabhängige Untersuchung gegeben, hieß es von AI. Die Organisation forderte den UN-Sicherheitsrat erneut zu einem "harten und juristisch bindenden" Handeln auf. Bislang habe der Rat "vollkommen unangemessen" reagiert. AI hat nach eigenen Angaben eine Liste mit den Namen von mehr als 1800 Menschen zusammengestellt, die seit Beginn der Proteste gestorben sind. Tausende seien zudem in Gefangenschaft in Lebensgefahr.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: